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FH-Ludwigshafen - Spektrum Oktober 2010

29 Lehre & Forschung Die sichere Versorgung der Industrie mit strategisch wichtigen Rohstoffen für Elektronik, Hoch- leistungswerkstoffe und moderne Geräte ist die Grundvoraussetzung für Wettbewerbsfähig- keit und Wohlstand. Doch schon mittelfristig ist die Versorgung gefährdet, weshalb der Kampf um die globalen Rohstoffe bereits begonnen hat. Eine europaweit koordinierte und weitsichtige Rohstoffpolitik ist dringend erforderlich, insbesondere mit Blick auf die strategischen Rohstoffe. Gefährliche Abhängigkeiten Strategische Rohstoffe sind insbesondere Metalle, die für die Herstellung von Hochleistungswerkstoffen und jegliche Art von Elektronik erfor- derlich sind. Ganz vorne stehen hier Edelmetalle und die soge- nannten „Seltenen Erden“ sowie einige Elemente zur Halbleiter- herstellung. Im Gegensatz zu Öl und Gas, für die sich allmählich alternative Energieformen und andere organische Rohstoffe an- bieten, gelten viele dieser Metalle als nicht substituierbar. Ohne sie funktioniert kein modernes Ge- rät, kein Motor, kein Computer. Außer diesen Edelmetallen sind viele andere Elemente mit selten gehörten Namen wie Praseodym, (Critical raw materials for the EU, European Com- mission, Juni 2010). Vorkommen und Reserven Die sogenannten „Seltenen Erden“ sind in absolu- ten Mengen betrachtet gar nicht so selten und oft- mals häufiger als Gold und Platin in der Erdkruste vertreten. Allerdings ist die Zugänglichkeit dadurch eingeschränkt, dass sie nur an wenigen Stellen in Mineralien mit abbauwürdiger Konzentration vor- kommen. Oftmals fallen sie als geringfügige Verun- reinigungen bei anderen Prozessen an und landen auf Abraumhalden. Es gibt nur wenige abbauwür- dige Minen, die sich zumeist (s.u.) im Besitz korrup- ter Staatsgebilde befinden. Die Bundesanstalt für Geowissenschaften schätzt den Verbrauch für das Jahr 2012 auf etwa 190.000 Tonnen. Abb. 1 stellt die geschätzte länderspezifische Vertei- lung dieser Rohstoffe dar. Deutlich tritt die dominante Position der VR China hervor, deren Regierung über weit mehr als die Hälfte aller Ressourcen verfügt. von Rolf Jakobi Erbium oder Dysprosium unverzichtbar, obwohl sie nur in winzigen Mengen in moderne Geräte ein- gehen. Andere Metalle wie Wolfram, Niob, Molyb- dän dienen als Legierungsbestandteile für Hochleis- tungsstähle. All diese Materialien werden nur zum Teil an den bekannten Börsen wie der London Metal Exchange (LME) gehandelt. Das Gros kommt vielmehr über spezialisierte Handelshäuser zum Verarbeiter oder sogar direkt vom Hersteller. Die Preise liegen zum Teil deutlich über denen von Gold und Platin, be- tragen bisweilen gar ein Vielfaches. Eine gesicherte Vorratshaltung für diese strategisch wichtigen Rohstoffe ist – im Gegensatz zu Öl und Gas – in Deutschland kaum erkennbar, ganz zu schweigen von einer Politik der langfristigen Vor- ausschau und Versorgung. In den USA sorgt der „Strategic and Critical Materials Stockpiling Act“ dafür. Immerhin rückt die Problematik auch hier- zulande etwas mehr in den Fokus und hat die Euro- päische Kommission eine Studie an fertigen lassen Quelle: Seltenerdenvorkommen weltweit, Hendrick, 2004 China GUS USA Australien Indien Kanada Südafrika Braslilien Andere China: 89 Mio. GUS: 21 Mio. USA: 14 Mio. 5,8 Andere: 21 Mio. Abb1: Länderspezifische Verteilung Seltener Erden