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Spektrum Januar 2011

Spektrum 19 Lehre & Forschung Dekan-Gespräch mit Fritz Unger rastet bei einer seiner Freizeitaktivitäten: Bergtouren. Herr Unger, kann man die Be- triebswirtschaftslehre eigentlich als Wissenschaft bezeichnen? Was sind ihre Charakteristika? Die Betriebswirtschaftslehre ist eine Sozialwissenschaft. Sie funk- tioniert wie jede andere Wis- senschaft durch das Aufstellen von Hypothesen und deren em- pirischer Überprüfung. Durch kritisches Überprüfen unserer Vermutungen werden wir schlau- er. Das ist das einzige Ziel von Wissenschaft: Erkenntnisgewinn. Erkenntnis gewinnt man durch empirische Forschung. Durch eigenes Denken kann man nur neue Vermutungen finden, die müssen dann eben wieder über- prüft werden. Das trifft auf alle Sozialwissenschaften zu. Sie un- terscheiden sich darin nicht von Naturwissenschaften. Oft wird die BWL als „Geisteswissen- schaft“ bezeichnet, was ich für ganz falsch halte. Ich empfehle da Julius Kraft: „Die Unmöglichkeit der Geisteswissenschaften“. Aber jetzt kommen wir in das Gebiet der Wissenschaftslehre und ich halte gleich eine Vorlesung, belas- sen wir es erst einmal dabei. Welche Ratschläge für die Praxis könnte denn die von Ihnen so be- schriebene Wissenschaft geben? Entscheidungshilfen sind möglich, die Aufgabe jeder angewandten- Wissenschaft, im Gegensatz zur Grundlagenwissenschaft. Letztere ist Voraussetzung dazu, ange- wandte Wissenschaften, die also an menschlicher Praxis ausge- richtet sind, zu realisieren. Wer allerdings „Rezepte zum Erfolg“ sucht, wird überall enttäuscht werden. Die gibt es nicht, so we- nig, wie es in irgendeinem Bereich menschlicher Existenz Sicherheit gibt – das ist vollkommen ausge- schlossen, alles bleibt Vermutung, die sich aber mehr oder weniger gut bewährt hat. Das ist unsere Erkenntnis für die Praxis. Wer mehr verspricht, ist ein Scharlatan. Unsere ganz normale Wahrneh- mung gibt keine Sicherheit? Wir nehmen die Welt nur insoweit wahr, wie wir sie wahrnehmen Prof. Dr. Fritz Unger