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Spektrum Januar 2011

7 bügelten Lebensläufe erwarte und mich „Brüche“ nicht nega- tiv beeinflussen. Unter der kos- metischen Oberfläche hat doch jeder Mensch seine Ecken, Kan- ten, Fehlschläge sowie Stärken wie Erfolgserlebnisse. Deshalb ist „Bruch“, die Unglätte auch kein Entscheidungskriterium, sondern das, was der Mensch daraus macht, beziehungsweise gemacht hat. Die Erkenntnis, die er gewonnen hat, die Lehre, die er gezogen hat. Interessant wird für mich ein Bewerber dann, wenn sein „ungebügelter“ Lebenslauf ein Portfolio an Erfahrungen er- gibt. Sie mögen die „klassische Be- triebswirtschaft“ nicht. Deren „ex- tremer Ausdruck“ sei der angel- sächsische MBA. Was fehlt denn der BWL? Und was macht den MBA noch schlimmer? Mich stört die Einseitigkeit und Linearität von Lösungsrezepten. Betriebliche Herausforderungen sind nie rein ökonomisch, son- dern besitzen auch psychologi- sche, soziologische, historische Dimensionen. Die rein ökonomi- sche Theorie orientiert sich ins- besondere bei angelsächsischen Business Schools überwiegend an den Interessen der Shareholder. Die gesellschaftliche Rolle von Unternehmen und Managern bleibt allemal außen vor. Dieses Denken wurde Millionen von MBA-Absolventen weltweit ein- getrichtert und so zu einem der substanziellen, weltweiten Vehi- kel – letztlich auch der jüngsten Finanzkrise. Aber „klassische BWL“ und MBA gelten doch gemeinhin als gute Mittel, ein Unternehmen ordent- lich, d.h. erfolgreich zu führen, dafür spricht allein schon der Andrang auf das Angebot. Was braucht es noch, damit mehr Geld in die Betriebskasse kommt? Erfolgreiche Unternehmensfüh- rung orientiert sich doch nicht nur am Geldverdienen. Der Ma- nagementphilosoph Peter Druk- ker spricht beispielsweise von der „civic responsibility“ von Unter- nehmen und Managern. Da liegt der Hund begraben. Die Füh- rung von Unternehmen wird in der „klassischen BWL“ nicht als stakeholderorientierter Willens- bildungsprozess praktiziert, son- dern als shareholderorientierte Exekution à la John Wayne. Wissen Sie, was ein „ECTS-Cr“ ist, ein „credit“ oder zu Deutsch: Lei- stungspunkt? All das meint ein und dasselbe: Bislang gibt es leider keine ein- heitliche Bezeichnung für die Leistungspunkte, die nach dem European Credit Transfer and Accumulation System vergeben werden. ECTS-Credits, Credits, Leistungspunkte, Punkte oder Studienpunkte stehen für die Maßeinheit, mit der quasi die Brutto-Studienzeit errechnet wird. Dieser Gesamt-Arbeitsauf- wand bezieht neben den Lehrver- anstaltungen auch die Zeit für die individuelle Vor- und Nachberei- tung von Seminaren, Erstellung von Referaten und Hausarbeiten, das Lernen für Prüfungen sowie Praktika und Abschlussarbeiten mit ein – und bietet deutschen Normierungsfetischisten jede Option, technokratische Standar- disierung statt maßgeschneider- ter Profilierung zu verfolgen. Thomas Sattelberger, Personalvorstand der Telekom: „Elitebildung reicht nicht.“ Titel