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Spektrum 6

9 Bedeutung für das Hebammenwesen an- dererseits erfasst und nutzbar gemacht werden können. Nutzbar gemacht wer- den heißt hier für die praktische Tätigkeit in den hebammenspezifischen Aufgaben- feldern, aber auch für die Weiterentwick- lung des Berufsstandes. Dieser Anspruch führte zu dem vorliegenden Aufbau und der Ausgestaltung der jeweils einzelnen Module und der Entwicklung des Kom- petenzprofils des gesamten Studiengangs. Wir haben für den Studiengang ein Kompetenzprofil mit drei Säulen entwi- ckelt, welches auf den Grundlagen der Hebammenausbildung, auf den fach- wissenschaftlichen Grundlagen und den Grundlagen der Gesundheitswissenschaft basiert. Diese drei Kompetenzsäulen umfassen 1. Betriebsführung und die Befähigung zur Übernahme ökonomischer Verant- wortung 2. Beratung, Betreuung, Familienfürsorge 3. Wissenschaftliche Methodenkompetenz Der Stellenwert der wissenschaftlichen Methodenkompetenz im Zusammenhang mit professionalisiertem Handeln, der So- zialisation des beruflichen Nachwuchses und dem Spannungsfeld der Hebammen- tätigkeit Unter anderem waren für die Entwicklung dieses Studienangebotes die Kennzeichen professionellen Handelns leitend. Und ein zentrales Kennzeichen professionellen Handelns ist es, dass das Erfahrungswis- sen (in diesem Falle der Hebammen) und das zur Verfügung stehende wissenschaft- liche Wissen auf den je individuellen Fall anzuwenden sind, mit dem Ziel, die größtmögliche Autonomie der Klientin- nen und Klienten zu wahren oder eine be- schädigte Autonomie wiederherzustellen. Professionalisiertes Handeln ist demnach der Ort der Vermittlung von Theorie und Praxis unter Bedingungen der verwissen- schaftlichten Rationalität, also der wissenschaftlich zu begründenden Problemlösungen in der Praxis. Professionalisiertes Handeln ist somit immer wis- senschaftlich fundiertes Handeln, es ist in der Praxis zu verorten und hier in der konkreten, personali- sierten Beziehung zu den Klientinnen und Klienten. Die Dualität dieses Studienganges, das Konzept der engen Verzahnung von wissenschaftlichem Studium und gleichzeitig den beiden Lernorten Hebammen- schule und Praxis werden eine gute Basis für eine so verstandene Professionalisierung bieten. Bei einem sich professionalisierenden Berufsstand ist der Blick insbesondere zu richten auf die Sozia- lisation des Nachwuchses: Gemäß des hier zugrun- deliegenden Professionalisierungsverständnisses heißt das, die Auszubildenden/Studierenden müs- sen einsozialisiert werden in den wissenschaftlichen Diskurs, sie müssen einen wissenschaftlichen Habi- tus erwerben. Damit ist kurz gesagt nichts anderes gemeint, als eine Haltung, mit der zum Ausdruck gebracht wird, dass selbstverständlich bei fachlichen Entscheidungen und Begründungen sowie in fachli- chen Auseinandersetzungen um das Wohl der Klien- tinnen und Klienten und ihrer Familien eines zählt: das je bessere Argument, das einer methodischen Kritik und Überprüfung auch standhalten kann. Und dazu bedarf es der wissenschaftlichen Metho- denkompetenz. Die Studierenden werden hier lernen, auf einem wis- senschaftlichen Niveau zu argumentieren, Praxis mit Hilfe von Theorien systematisch zu analysieren und zu reflektieren und in der Umkehrung auch Theo- rien kritisch hinsichtlich der Praxis zu prüfen. Sie werden selbst kleinere qualitative und quantitative Forschungsprojekte durchführen und sich darüber die Schritte des Forschungsprozesses, die Möglich- keiten und aber auch die Grenzen von Forschung er- schließen. In solchen und anderen Projekten werden sie wissenschaftliche Diskurse einüben, sie werden lernen, ihre Entscheidungen zu begründen und zu vertreten. Sie werden Kenntnisse erwerben über die Bedeut- samkeit der Entwicklung, Umsetzung und Evaluati- on neuer Theorien, Konzepte und Instrumente für eine innovative Praxis. Sie werden diejenigen sein, die einen wissenschaftlichen Habitus in eine Praxis Titel