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Social Learning an der HWG LU in Corona-Zeiten

Victoria Berger bei der Maskenproduktion
Insgesamt 324 Masken hat Victoria Berger hergestellt und dafür einige Nachtschichten eingelegt (Bild: Victoria Berger).
Blick in den CAP-Markt im Lindenhof
Ob am Eingang, der Sortimentsauffüllung oder bei der Auslieferung: Marius Brinschwitz packte beim Mannheimer CAP-Markt im Lindenhof mit an, wo er gerade gebraucht wurde (Bild: Marius Brinschwitz).
Marie Dünschede beim Basteln von Oster-Grußkarten
Mit Liebe zum Detail: Neben Nachbarschaftshilfe und der Arbeit in einem Lebensmittelmarkt fertigte Marie Dünschede für Bewohner eines Caritas-Altenheims individuelle Oster-Grußkarten an (Bild: Marie Dünschede).
Der Bescheid von der Initiative "Stift und Papier" für die Vermittlung einer Brieffreundin für Luisa Kläger
Eines der sozialen Projekte, die Luisa Kläger unterstützt hat, ist die Initiative „Stift und Papier“, bei der verschiedene Generationen per Brief miteinander in Kontakt treten, um sozialer Vereinsamung in der Corona-Zeit entgegenzuwirken (Bild: Luisa Kläger).

Das Sommersemester 2020 fiel mitten in die Corona-Zeit und stellte an der HWG LU eigentlich jeden vor neue Herausforderungen. Dass man damit auch durchaus positiv umgehen kann, bewies das 2. Semester des Masterstudiengangs „International Marketing Management“.

Prof. Klaus Blettner stellte die Teilnehmer seines Kurses „Corporate Social Responsibility Project“ im Sommersemester vor die Wahl: Entweder eine Ausarbeitung zum Thema „CSR im Angesicht der Pandemie“ erstellen und präsentieren oder eine so genannte Corona-Ersatzleistung erbringen. Von dieser an der HWG LU bislang einmaligen Möglichkeit machten 15 Studierende Gebrauch. Sie erwarben „social credits“, indem sie mindestens 100 Stunden ehrenamtliche Arbeit leisteten.

Ob Nachbarschaftshilfe, Jugendarbeit, Landwirtschaft, Lebensmitteleinzelhandel, Kinderbetreuung und einiges mehr – die Masterstudierenden haben sich auf ganz unterschiedliche Weise im „Corona-Semester“ engagiert. Und ihren Prof damit nachhaltig beeindruckt…

Nachfolgend ein Auszug aus vier Abschlussberichten:

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Victoria Berger: 324 Masken in Nachtschichten genäht

„Vorwaschen, trocknen, bügeln, anzeichnen, zuschneiden, lange Naht rechts, lange Naht links, wenden, glatt bügeln, Falz bügeln, Falz nähen, zur Mitte bügeln, auffalten, Falten bügeln, in Falten legen, Schrägband fest stecken, Schrägband anschneiden, Schrägband rechts nähen, Schrägband links nähen, Fäden abschneiden, Draht zuschneiden, Draht biegen, Draht in Falz schieben, kontrollieren. Fertig. Nächste.

Etwas mehr 24 Arbeitsschritte braucht es, um eine Stoffmaske, auch Behelfs- oder Community-Maske, herzustellen.

In den Wochen von Mitte März bis Ende Mai habe ich für verschiedene soziale Einrichtungen insgesamt 324 dieser Behelfs-Masken genäht. Die Herstellung einer einzelnen Maske dauert in der „Serienfertigung“ etwa 20 Minuten. Meist habe ich einen Arbeitsschritt für etwa 30 Masken auf einmal durchgeführt, um so etwas Zeit zu sparen. Die Masken bestehen aus zwei Lagen dichtgewebter Baumwolle und sind hinter dem Kopf mit Schrägbändern zusammenzuknoten. Der Stoff wird in drei große Falten gelegt, um nicht zu nah am Mund anzuliegen. Außerdem soll ein Draht an der Oberseite den Sitz verbessern und das Beschlagen bei Brillenträgern verhindern. Der Draht ist entnehmbar und die Masken bei 60°C in der Waschmaschine, oder im Wasserbad auf dem Herd waschbar.

Insgesamt habe ich über 300 Meter Schrägband, eine komplette Rolle Draht, alle Baumwollstoffe, die ich zuhause hatte, Spenden von Freunden und weitere 8 Meter neu gekauften Stoff vernäht. Wie viele Kilometer Garn in die Masken gewandert sind, ist schwer zu schätzen, aber meine 10.000-Meter-Spulen haben deutlich an Umfang verloren. Zum Nähen habe ich sowohl meine normale Haushaltsnähmaschine als auch eine Overlock-Maschine verwendet, die vor allem die Verarbeitung der Seitennähte sauberer und schneller gemacht hat.

Ich begann eigentlich mit dem Maskennähen, da ich mitgebekommen habe, dass im Altenheim meiner Oma Masken fehlen. Da ich eine der Bewegungstherapeutinnen dort gut kenne, habe ich zunächst Masken für sie und ihre Kollegen genäht. Einmal angefangen, wurde mir erst klar, dass auch an vielen anderen Stellen der Nachschub an Masken fehlt. Also habe ich weitere Masken genäht und einen Teil direkt an die Stadt Ladenburg abgegeben, die die Masken Zentral an soziale Einrichtungen, Alten- und Pflegeheime und Risikopatienten in der Stadt verteilten. Die zentrale Sammelstelle dort hat mir die Suche nach Annahmestellen sehr vereinfacht. Meine Mutter hatte mir hierzu eine Anzeige der Stadt Ladenburg aus der Zeitung ausgeschnitten, wo um Masken-Spenden gebeten wurde.

Weitere 72 Stück gingen über die Initiative #EuropeCares an das Flüchtlingslager auf Lesbos.

Außerdem habe ich einige Bekannte und Familie, die teilweise der Risikogruppe angehören mit Masken versorgt. Gerade als die Maskenpflicht für den öffentlichen Raum angekündigt wurde, kamen zu dem eigentlichen Pensum für soziale Zwecke noch mehrere private Masken-Anfragen hinzu, die dann häufiger in halben Nachtschichten endeten. Auch wenn ich zwischendrin ziemlich müde davon war, hat es sich auf jeden Fall gelohnt und gibt mir ein gutes Gefühl.

Denn neben dem Studium und meinem Werkstudenten-Job, blieben meist sowieso nur die Abendstunden und das Wochenende zum Nähen. Zu diesen Zeiten sind meine beiden Nähmaschinen dann heiß gelaufen…und etwas Produktives zu tun, ist auch eine ziemlich gute Alternative zu Netflix und Co.“

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Marius Brinschwitz: Ehrenamtlich im Lebensmittelmarkt mit angepackt

„In diesem Sommersemester 2020 war alles anders. Um der weltweit grassierenden Pandemie Einhalt zu gebieten, wurde der Betriebsablauf der Hochschule auf den Kopf gestellt und Vorlesungen kurzerhand in das eigene Wohnzimmer verlagert. Statt der persönlichen Interaktion mit Professoren und Kommilitonen fanden die geplanten Vorlesungen ausschließlich online über Videokonferenzen statt, was zwar den Gang zur Vorlesung erleichterte, jedoch auch thematische bzw. inhaltliche Veränderungen mit sich brachte.

Im Zuge dessen wurde uns im Fach Corporate Social Responsibility freigestellt, die ursprünglich geplante Projektarbeit durchzuführen oder tatsächlich Hand anzulegen und an einem Ort oder Betrieb der Wahl auszuhelfen. Mit dem Ausbruch der Pandemie sahen sich nämlich diverse Branchen sowie bestimmte Personengruppen vor Herausforderungen gestellt, die allein nur eingeschränkt zu bewerkstelligen sind und daher externe Unterstützung erfordern.

In diesem Kontext wollte ich ganz nach dem Vorlesungstitel „Corporate Social Responsibility“, selbst Verantwortung übernehmen und einen Beitrag zur Gesellschaft leisten. Mit diesem Entschluss hinterließ ich meine Telefonnummer bei diversen Bauern der Region, trug mich beim Roten Kreuz und bei den Metropolhelfern als willige Arbeitskraft ein und bewarb mich aktiv bei sozialen Einrichtungen wie der Tafel. Doch wider Erwarten schien keiner wirklich meine Arbeitsleistung zu benötigen – einzig der Mannheimer Morgen vermittelte mich für eine letztendlich einmalige Einkaufshilfe an eine ältere Großmutter.

[…]

Umso erfreuter war ich dann, als mir anderweitig ein ehrenamtlicher Aushilfsvertrag samt Rücksendeschein und Briefumschlag in den Postkasten flatterte. Der im Lindenhof stationierte CAP-Lebensmittelmarkt hatte mir nur drei Tage nach meiner Online-Bewerbung einen Aushilfsvertrag auf ehrenamtlicher Basis zukommen lassen. Nachdem ich noch am selben Tag den Vertrag unterzeichnete und zurückschickte, fing ich direkt in der darauffolgenden Woche an zu arbeiten – Hilfe wird also doch noch gebraucht, dachte ich mir.

Dort angekommen, wurde mir relativ schnell bewusst, warum der CAP-Markt meine Hilfe benötigen würde: das neu aufgestellte Hygienekonzept war nicht ohne zusätzliche Arbeitskräfte zu bewerkstelligen. Es sah vor, dass sich zeitgleich maximal 20 Personen im Supermarkt aufhalten dürfen und jede Person verpflichtend einen Einkaufswagen als Abstandshalter nehmen muss. Um die eingeführten Maßnahmen nicht durch den potenzielle „Virenschleuder“ Einkaufswagen zu torpedieren, musste jeder Einkaufswagen nach Nutzung zudem desinfiziert werden. Ich wurde dementsprechend mit einer neon-gelben Security-Weste an der Eingangstür positioniert und sollte „unseren“ Kunden den All-inclusive-Service liefern: Begrüßung, Desinfektion, Herausgabe des Einkaufswagens und schließlich Verabschiedung mit einem Lächeln für den Heimweg.

Der Grund, warum der CAP-Markt für diesen Job eine ehrenamtliche Stelle ausgeschrieben hatte, kann mit der Beschreibung des CAP-Markt Konzeptes beantwortet werden. Hinter den CAP-Lebensmittelmärkten steckt nämlich die Genossenschaft der Werkstätten für behinderte Menschen Süd eG (gdw süd) mit Hauptsitz in Stuttgart. Der Name CAP leitet sich dabei von der englischen Bezeichnung für Benachteiligung – Handicap – ab. Antrieb bzw. Ziel der gdw süd ist die Inklusion und Gleichstellung aller Menschen aus allen Schichten, Religionen, Ländern und Altersgruppen. Mit den bereits 104 installierten CAP-Märkten im Bundesgebiet und über 1500 Mitarbeiter, trägt das Projekt daher zur langfristigen und zukunftsorientierten Schaffung und Sicherung von Arbeitsplätzen für Menschen mit Behinderung bei. Obwohl der erste Lebensmittelmarkt erst 1999 öffnete, zeigte sich eine schnelle überregionale Expansion. Ermöglicht wurde die schnelle Verbreitung besonders durch private und staatliche Förderprogramme, durch den Wechsel zum Hauptlieferanten EDEKA, der wettbewerbsfähige Preise gewährleistete sowie die ehrenamtliche Mitarbeit von unzähligen Helfern. Im Zusammenspiel sorgen diese Faktoren dafür, dass ein Großteil der CAP-Märkte schwarze Zahlen schreiben und sich damit selbst tragen. Auch mein Vorgesetzter im CAP-Markt im Lindenhof bedankte sich sehr schnell für meinen Einsatz und gab zu wissen, dass der örtliche Markt besonders bei solch zusätzlichen Belastungen wie der Corona-Krise, auf ehrenamtliche Helfer angewiesen ist.

Meine Tätigkeit erstreckte sich jedoch nicht nur auf die Durchsetzung von Hygiene-Maßnahmen. Mit sinkenden Corona-Fallzahlen und steigender Gewöhnung auf die Hygiene zu achten, änderten sich auch meine Aufgaben. Nachdem die Einkaufswagenpflicht sowie die maximale Anzahl an Markt-Besuchern gelockert wurden, übernahm ich normale Markt-Arbeiten wie die Sortimentsauffüllung, aber auch andere, durch Corona verstärkte Aufgaben, wie der Heimlieferung von Lebensmitteln. Besonders ältere Menschen, die aus gesundheitlichen Gründen nicht Einkaufen gehen konnten, wurden mit dem Markt-eigenen VW Caddy beliefert.

Nach der Leistung von insgesamt 100 Arbeitsstunden, trete ich nun […] mit einem weinenden und einem lachenden Auge zum vorerst letzten Arbeitstag an. Auf der einen Seite bin ich nämlich froh, diese Erfahrung im CAP-Markt gemacht und wirklich inspirierende Leute getroffen zu haben. Auf der anderen Seite habe ich allerdings auch gemerkt, dass sich der überwiegende Teil meiner Aufgaben als sehr monoton gestalteten und dass ich nicht ohne Grund ein Fach meines Interesses studiere. So musste ich beispielsweise feststellen, dass der Uhrzeiger als Security-Mann an der Tür, oft stehenzubleiben erscheint. Aufregung gab es nur, wenn sich ein Kunde gegen die Hygiene-Regeln auflehnte. Die deutliche Mehrheit der Menschen zeigte hingegen eine ausgesprochene Wertschätzung gegenüber meiner Arbeit an der Tür – was wiederum die Sinnhaftigkeit und Wichtigkeit meiner Tätigkeit unterstrich und mich glücklich machte. Daher bin ich letztendlich froh, die Möglichkeit für diese Erfahrung bekommen und genutzt zu haben!“

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Marie Dünschede: Hilft, wo gerade Not am Mann ist

„Aufgrund der aktuellen COVID-19-Pandemie bot sich im Rahmen des Kurses IMM230 CSR-Project die Gelegenheit, durch gemeinnützige Arbeit das Allgemeinwohl in dieser Ausnahmesituation zu unterstützen. Die Möglichkeit anderen Menschen zu helfen und etwas zur Bewältigung der Pandemie beizutragen, begeisterte mich auf Anhieb. […]

Bereits zu Beginn der COVID-19 Krise habe ich mich dazu entschlossen, dem Einzelhandel – als zusätzliche Arbeitskraft – auszuhelfen. Beim privaten Einkauf hatte ich schnell bemerkt, dass dringend Personal benötigt wurde, um die zunehmenden Hamsterkäufe der Bevölkerung bewältigen zu können. Selbstverständlich hätte ich stattdessen auch einem Bauern aushelfen können, jedoch habe ich bereits mehrere Jahre im Einzelhandel gearbeitet, weswegen es nur einer stark verkürzten Einarbeitungsphase bedurfte.

Eingesetzt wurde ich in einer Einzelhandelskette in Mannheim. Meine Schichten begannen um 6:00 Uhr und zuständig war ich in erster Linie für das Überprüfen des MHD (Mindesthaltbarkeitsdatum) und das Verräumen von FTT (Frisch Fleisch Theke). Geplant waren meine Schichten bis 8:00 Uhr, allerdings arbeitete ich oftmals länger, um auch in anderen Bereiche – wie zum Beispiel der MOPRO (Molkerei-Produkte) – auszuhelfen.

Im Rahmen des CSR-Projektes wollte ich – über die Aushilfe beim Lebensmittelmarkt hinaus – zudem auch ehrenamtlich helfen. Daher trat ich mit der Caritas Mannheim in Kontakt. […] Meine Unterstützungsleistungen bezogen sich in erster Linie auf die Herstellung von Atemschutzmasken, welche schon zu Beginn der COVID-19 Krise schnell ausverkauft waren. Das Beschaffen der Materialien, wie auch die Herstellung der Masken selbst, stellte sich im ersten Moment jedoch als schwierig heraus. Zunächst war es kaum möglich, geeignetes Gummiband zu besorgen, und auch die Stoffe konnten nur sehr teuer online gekauft werden, da sämtliche Geschäfte geschlossen hatten und die Preise aufgrund der erhöhten Nachfrage stetig stiegen. Aber auch bezüglich der Anfertigung, hatte ich meine Schwierigkeiten. Da ich weder eine Nähmaschine hatte, noch nähen konnte, beschloss ich zunächst, die Masken mit einem speziellen Stoffkleber (waschbar bis 95°C) anzufertigen. Zu meinem Bedauern musste ich nach einigen Stunden Arbeit feststellen, dass diese Masken nicht besonders stabil waren. Aus diesem Grund beschloss ich, eine Nähmaschine zu leihen. Auch hier stieß ich wiederum auf einige Probleme, da ich keinerlei Erfahrung im Umgang mit einer Nähmaschine hatte. Für eine Maske habe ich daher im Schnitt knapp eine Stunde gebraucht. Schlussendlich habe ich es dann doch geschafft, 50 ansehnliche und brauchbare Masken für die Caritas Mannheim anzufertigen.

Darüber hinaus wollte ich auch den Menschen im Altenheim via Caritas eine Freude bereiten. Aufgrund der erhöhten Ansteckungsgefahr waren die Besuche der Altenheime grundsätzlich für alle – vor allem auch für die Angehörigen – verboten. Um den Menschen trotzdem eine Freude zu machen und die fehlende Nähe zur Familie und Freunde ein Stück weit ersetzen zu können, entschloss ich mich, Ostergruß-Karten zu verschicken. Dabei bastelte ich jede Ostergruß-Karte individuell mit Liebe zum Detail und versah sie mit den schönsten Ostergedichten.

Zusätzlich habe ich auch gelegentlich für meine Nachbarn im Haus Einkäufe getätigt. Im zweiten Stock wohnt ein älteres Ehepaar […], welches aufgrund von ehemaligen Krebserkrankungen zur Risikogruppe zählt. Daher habe ich, sofern ihre Kinder dies nicht erledigen konnten, einige Male für sie notwendige Lebensmittel eingekauft. […]

[…]

Fazit: Grundsätzlich begeisterte mich die Möglichkeit – im Rahmen des Kurses – durch diverse Leistungen anderen Menschen helfen zu können, vor allem zu Zeiten einer Pandemie. Trotz meiner Begeisterung für dieses Projekt, wurde ich bei der Umsetzung vor einige Herausforderungen gestellt. Die Arbeitszeit beim Lebensmittelmarkt war, neben der notwendigen Verbesserung meiner Nähkünste, für mich persönlich wohl die größte Herausforderung, da ich bereits um 4:30 Uhr aufstehen musste. Ich bin jedoch alles andere als ein Frühaufsteher.

Abschließend kann ich sagen, dass dieses Projekt mir sehr viel Freude bereitet hat, da ich Menschen in Notsituationen helfen konnte. Besonders die Hilfeleistung für Caritas hat mir gefallen. Es ist schön zu wissen, dass man einen Teil für die Gesundheit anderer Menschen beigetragen hat (Masken) und ihnen durch kleine Aufmerksamkeiten (Ostergruß-Karten) eine Freude machen konnte. Für die Zukunft habe ich daher beschlossen, der Caritas weiterhin durch verschiedene Hilfeleistungen zur Seite zu stehen.“

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Luisa Kläger: Vielfältiges Engagement, bei dem sie ihre Stärken einbringt

„So schnell und weitreichend wie die Corona-Pandemie hat wohl noch keine Krise in den Alltag der Menschen in Deutschland und auf der ganzen Welt eingegriffen. Social Distancing demnach in aller Munde und virtuelle Begegnungen und Meetings sind zu einer neuen Art des Zusammentreffens geworden. Sie bringen lange Vertrautes in Bewegung und werfen die Frage auf: Inwieweit werden sich verschiedene Lebensbereiche und Gewohnheiten in den nächsten Jahren verändern?

Auch das studentische Leben an der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft blieb von den Veränderungen nicht unberührt. Bei der Veranstaltung „Corporate Social Responsibility Project“ handelt es sich um eine vorgesehene Einheit im Rahmen des zweiten Semesters im Masterstudiengang International Marketing Management, welche im Sommersemester zwischen März und Juni 2020 von Herrn Prof. Dr. Klaus Blettner durchgeführt wurde. Aufgrund der anhaltenden Corona-Pandemie unterlag der Ablauf der Veranstaltung außergewöhnlichen Rahmenbedingungen, wodurch eine Vorlesung in Präsenzform und somit auch die Durchführung eines sozialen Eventprojekts ausgeschlossen werden mussten. Um dennoch einen Beitrag für die Verbesserung der aktuellen Situation leisten zu können, wurde den Studentinnen und Studenten des Kurses freigestellt, soziale Unterstützung im Rahmen der individuellen Möglichkeiten zu leisten.

Meine Suche nach einem passenden Projekt begann zunächst auf der Website der Stadt Karlsruhe, die unter corona.karlsruhe.de eine Sammlung verschiedener Initiativen aufführen. Somit wurde ich auf die Vermittlungsportale „KA hilft“ und „ka-news verbindet“ aufmerksam, bei denen ich mich schließlich als Helferin registrierte. Darüber hinaus habe ich auf Facebook mit einem Post in die Gruppen „Wir halten zusammen - die neue welle Nachbarschaftshilfe“ und „Nachbarschaftshilfe Karlsruhe“ ein Unterstützungsangebot inseriert.

Eine Freundin berichtete mir außerdem von dem Projekt der „Corona-School“, die den Kontakt zwischen Schüler*innen und Studierenden für eine virtuelle Lernbetreuung vermitteln, um für Entlastung und eine sichere wie zuverlässige Lernatmosphäre zu sorgen. Auch hier registrierte ich mich als Nachhilfe für die Fächer Wirtschaft, Deutsch und Englisch für alle Klassenstufen.

Als letztes Projekt entschied ich mich schließlich für eine Teilnahme an der Initiative „Stift und Papier“, bei der verschiedene Generationen über Briefe miteinander in Kontakt treten können, um somit der sozialen Vereinsamung und Isolation in der aktuellen Zeit etwas entgegenwirken zu können.

Bereits zwei Tage nach der Veröffentlichung meines Inserats meldete sich eine Enkelin auf Facebook bei mir, die Unterstützung bei Besorgungen für ihre Oma in Karlsruhe suchte, da sie und der Rest der Familie in Mannheim wohnten. Sie gab mir schließlich die Telefonnummer, und ich meldete mich bei der Dame, um mich vorzustellen. Es stellte sich heraus, dass sie nur einige Straßen weiter in einem betreuten Wohnheim wohnte und als Risikopatientin nicht das Haus verlassen konnte. Demnach warf ich in den darauffolgenden Wochen einige Briefe oder Überweisungen ein, besorgte neue Briefmarken und Medikamente auf Rezept oder erledigte den Wocheneinkauf. Die Einkaufsliste gab sie mir telefonisch durch, und wir verabredeten eine Zeit, zu der ich die Einkäufe in den Eingangsbereich des Wohnheims brachte. Ich wartete vor der Tür ab, bis sie die Einkäufe angenommen hatte und mir das Geld durch den Briefkasten gereicht hatte. Der Austausch war sehr freundlich, und ich habe mich gerne auch lange am Telefon mit ihr unterhalten, wenn sie jemanden zum Reden brauchte.

Kurze Zeit später hatte ich mein kurzes Vorstellungsgespräch bei der Corona-School, um wichtige Fragen im Videochat zu besprechen und sicherzustellen, dass ich Studentin bin. Daraufhin wurde mir über das Portal eine Schülerin in der 13. Klassenstufe für die Fächer Wirtschaft und Deutsch zugeteilt, die ich in einem ersten Gespräch über ZOOM zwei Tage später kennenlernen konnte. Ich empfand es als hilfreich, dass für das erste Kennenlernen ein Leitfaden mit den wichtigsten Fragen konzipiert wurde, jedoch wurde dieser schnell überflüssig, da das Gespräch problemlos verlief. Sie berichtete mir von ihren Problemen und Fragen in den beiden Fächern, und wir verabredeten uns schließlich jede Woche für einen Videochat. Im Voraus jeder Nachhilfestunde sendete sie mir Fotos von den Übungsaufgaben aus ihrer Abiturvorbereitung, und ich hatte Zeit, mich in die Themen einzuarbeiten. Anfangs hatte ich Zweifel, ob ich mir mit der 13. Klasse nicht zu viel aufgetragen hatte, da die Inhalte häufig komplexer waren als erwartet und sie kurz vor ihrem Abitur stand. Die gemeinsamen Videochats haben mir jedoch gezeigt, dass es ihr bereits hilft, wenn ich die Lösungen der Aufgaben mit meinen eigenen Worten erkläre und sie diese somit besser nachvollziehen kann. Sie hat mir immer wieder bestätigt, dass ihr der Austausch mit mir sehr viel bringt und sie so die Zeit bis zu den verschobenen Prüfungen effektiv nutzen kann.

Auch bei der Initiative Stift und Papier wurde mir sehr schnell eine Dame in einem Allgäuer Pflegeheim zugeteilt, an die ich meinen ersten Brief richten konnte. Ich erzählte ihr, dass ich die Aktion sehr schön fand und mich nicht erinnern konnte, wann ich das letzte Mal einen handschriftlichen Brief verfasst hatte. Im weiteren Verlauf stellte sich heraus, dass ich als Kind häufig Urlaub in dem Ort gemacht hatte, in dem sie nun fast ihr ganzes Leben verbracht hat. So schrieben wir einige Male hin und her, und der Austausch war eine interessante Erfahrung […].

Ende April erreichte mich schließlich eine weitere Anfrage auf Facebook. Eine junge Mutter berichtete mir von ihrem Problem einer neuen Teilzeitstelle ab dem ersten Juni und dass sie nicht wisse, wie sie und ihr Lebensgefährte ohne Kinderbetreuung mit der Herausforderung umgehen sollen. Wir verabredeten uns zu einem Kennenlernen im Park, und bei einem ausgiebigen Spaziergang klärten wir die Rahmenbedingungen für die Unterstützung ab. Nach einigen weiteren Treffen und Spaziergängen besuchte ich die Familie schließlich zu Hause und bekam einen Eindruck von der Homeoffice Situation, in der die dreijährige Tochter neben dem Arbeitsplatz herumtollte. So kam ich etwa zwei Mal die Woche zu Besuch, um auf das kleine Mädchen aufzupassen und fand mich inmitten von Puzzles, Stickeralben und Puppentheatern wieder.

Fazit: Zusammenfassend hat es mir große Freude bereitet, mich auf diese Weise einzubringen und an der ein oder anderen Stelle wenigstens etwas Hilfe leisten zu können. Ich habe mir früh die Frage gestellt, ob ich diese Unterstützung auch ohne das Studienprojekt angeboten hätte. Die Idee, mich ehrenamtlich zu engagieren, hatte ich sehr früh, jedoch glaube ich nicht, dass ich mich in diesem Umfang, sondern vielleicht lediglich im Rahmen der Corona-School eingebracht hätte. Das Projekt hat mir demnach dabei geholfen, mich darüber hinaus zu engagieren und trotz der sozialen Distanz neue Kontakte zu knüpfen. Obwohl meine Kapazitäten neben dem Studium und einer Werkstudententätigkeit an mancher Stelle durchaus ausgelastet waren, bin ich froh, diese Bekanntschaften gemacht zu haben, die sicher auch über diese Zeit hinaus anhalten werden. Die lieben Worte, die meine Nachhilfeschülerin nach ihrem Abitur an mich richtete und das herzliche Dankeschön, das ich von der Mutter des kleinen Mädchens und der Dame im Betreuten Wohnen erhalten habe, haben mich sehr gerührt und waren die Bemühungen allemal wert.“

Victoria Berger bei der Maskenproduktion
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