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Alumni-Veranstaltung NEW WORK – Wie wir in Zukunft arbeiten werden

Globalisierung – Digitalisierung – Arbeitswelt, in diesen Kontext ist die Alumni-Veranstaltung vom 16. Oktober einzuordnen. Titel: „New Work – wie wir in Zukunft arbeiten werden“. An diesem Abend ging es vorrangig darum, die aus den dynamischen Veränderungsprozessen resultierenden Konsequenzen für Wirtschaft und Gesellschaft zu beleuchten. Angetrieben durch die Digitalisierung sei ein gewaltiger Wandel in der Arbeitswelt zu beobachten, führte Hochschulpräsident Peter Mudra bei seiner Begrüßung in das Thema ein. Neben Prof. Mudra selbst, der sich in der Lehre dem Thema Personalmanagement verschrieben hat, waren drei weitere Professorenkollegen eingeladen worden, ihre Perspektive in jeweils 20-minütigen Impulsvorträgen in der Aula darzulegen, bevor es mit dem Fachpublikum in einen offenen Austausch ging.

Wie sieht die Arbeitswelt von morgen aus?

Als Direktorin des Instituts für Beschäftigung und Employability an der HWG LU und erst kürzlich wieder zu einem der führenden HR-Köpfe gekürt, ist Jutta Rump für das Thema prädestiniert. Leider konnte sie wegen anderweitiger Terminverpflichtungen an diesem Abend nicht persönlich anwesend sein, aber über die große Aula-Leinwand wurde eine Filmsequenz eingespielt.

Darin rief die HR-Expertin dazu auf, das Thema Mensch als vierte Dimension – neben technischen Möglichkeiten, Geschäftsmodellen sowie Wertschöpfungskette/Prozesse – unbedingt mitzudenken, und zwar nicht erst in der Zukunft, sondern schon heute. Es ist davon auszugehen, so Rump, dass sich eine Vielzahl von Tätigkeiten komplett ändern und neu entwickeln wird. Es gelte, diejenigen mitzunehmen, deren Arbeitsbereiche nicht bestehen blieben – darunter durchaus auch mittel und höher Qualifizierte. Es werde zu positiven Beschäftigungseffekten durch die Digitalisierung kommen, weil neue Arbeitsfelder geschaffen werden. Aber auch negative Auswirkungen werde es geben, nämlich überall dort, wo manuelle und kognitive Routinetätigkeiten im Vordergrund stünden. Und die neuen Arbeitsplätze würden nicht auf den Gebieten entstehen, wo alte wegfallen.

Abgesehen davon, dass wir durch die Digitalisierung Zeit geschenkt bekommen, sieht Rump Deutschland insgesamt gut für den Transformationsprozess gerüstet, weil es kaum eine Volkswirtschaft gebe, die ihre Prozesse so gut im Griff hat. „Welche Anforderungen werden also in Zukunft an uns gestellt? Wir brauchen alle gemeinsam – egal was wir tun und wo wir sind – eine steigende IT Grundkompetenz und digitale Kompetenz, Methoden und Sozialkompetenzen, die Fähigkeit, über den Tellerrand hinwegzuschauen, die Fähigkeit, um mit Geschwindigkeit und Komplexität umzugehen, grundlegende Lernbereitschaft und -fähigkeit, Veränderungsbereitschaft und -fähigkeit und eine Grundhaltung des lebenslangen Lernens.“

Wenn sich etwas so rasant und vehement verändert und wenn Veränderung zum Normalzustand wird, so die abschließende These, dann bedarf es einer Konstante, die das System in der Spur hält. Für Jutta Rump sind das eine gemeinsame Werteorientierung, gesellschaftliche Werte, das Thema Mensch und Gesellschaft – womit wir wieder bei der vierten Dimension wären, die auf keinen Fall vernachlässigt werden dürfe.

Kompetenzen und Berufe der Zukunft…

…überschrieb Prof. Peter Mudra seinen Impulsvortrag und zeichnete den Switch von alten hin zu neuen, innovativen Arbeitsweisen auf den Ebenen Mensch, Organisation und Gesellschaft nach. Zentrale Werte des New Work-Konzepts sind demnach Selbstständigkeit, selbstbestimmtes, sinnstiftendes Handeln sowie die Bereitstellung von Freiräumen, um Kreativität und Persönlichkeit zu entfalten. Bei der Umsetzung sind die Aspekte Individualität, Partizipation, Führung, Flexibilität, Agilität und innovative Formen der Zusammenarbeit (Kollaboration, Work-Spaces) von großer Bedeutung.

Die Herausforderungen bestünden insbesondere darin, dass Spezialisten für den Umgang mit transformativen Technologien in allen Branchen benötigt werden und zugleich eine knappe Ressource am Arbeitsmarkt darstellen – allein der deutschen Wirtschaft fehlten etwa 700.000 Technologie-Spezialisten bereits in den kommenden fünf Jahren.

In Anlehnung an Dueck verlange Arbeit 4.0 den Menschen mehr, höhere und andere Kompetenzen ab. Aber welche Fähigkeiten werden denn nun künftig benötigt? Stifterverband und McKinsey haben ein Framework aus 18 Zukunftskompetenzen, sogenannten Future Skills, unterteilt in drei Kategorien, erarbeitet. Zu den „Future Skills“ zählten demnach digitale ebenso wie nicht-digitale Schlüsselqualifikationen (zum Beispiel Problemlösungsfähigkeit und unternehmerisches Denken) sowie technologische Fähigkeiten wie komplexe Datenanalyse und Webentwicklung.

Ob das digitale Zeitalter für die Arbeitenden tatsächlich in einer Zeitersparnis münde, wie seine Kollegin Rump das prognostiziert, wagte Peter Mudra anzuzweifeln. Klar sei hingegen, dass neue Arbeitsformen ein „verändertes Set an Schlüsselfähigkeiten“ erforderten. Schließlich hätte jeder vierte Erwerbstätige aus der Wirtschaft (Nach-)Qualifizierungsbedarf in digitalen und nichtdigitalen Schlüsselqualifikationen.

Recruiting der Zukunft

Wie die Personalgewinnung der Zukunft abläuft – damit beschäftigte sich Stephan Weinert im darauffolgenden Impulsvortrag. Der Professor für internationales Personalmanagement konstatierte zunächst einmal einen Arbeitnehmermarkt, bei dem die Ansprüche der Kandidaten an den Arbeitgeber tendenziell steigen (Stichwort: Work-Life-Balance). Seine These: Drei von vier Kandidaten stellen höhere Anforderungen an Unternehmen als früher. Und wo suchen und finden diese Arbeitnehmer ihre Jobs? Wenig verwunderlich spielen im digitalen Zeitalter das Internet, genauer gesagt die Online-Stellenbörsen – neben Karrierenetzwerken und Empfehlungen – eine tragende Rolle bei der Jobsuche. Eine hinsichtlich Inhalten, Nutzerfreundlichkeit, Branding, Emotionalität und vor allem auch Mobilfähigkeit gut gepflegte Unternehmenswebsite sei dennoch unverzichtbar, so der Experte.

Eine Untersuchung, die Weinert zur Wirkung von Employer Awards durchgeführt hatte und kurz vorstellte, wurde auch im anschließenden Co-Working noch einmal aufgegriffen. Demnach entfalten Employer Awards, mit denen zahlungskräftige Unternehmen gerne ihre Karriereseiten aufpeppen, nicht die erwartete Wirkung. Eine Karrierewebsite ohne Award erzielte bei der Kontrollgruppe im Gegensatz zu einer nahezu identischen Seite mit Award keine nennenswerten Abweichungen.

Auf Arbeitgeberseite erleichterten digitale Technologien zudem die Auswahl passender Bewerber mittels CV-Parsing- (automatisiertes Einlesen von Lebensläufen unterschiedlicher Struktur) bzw. CV-Matching-Verfahren (automatisierter Abgleich von Bewerberdaten mit Anforderungsprofilen) oder auch durch den Einsatz von Sprachanalysesoftware. Ebenso im Kommen sei der Einsatz von Chatbots auf Karriereseiten, die dort nicht nur Fragen von Bewerbern beantworten, sondern auch deren Begeisterung auslösen und dazu anregen sollen, länger auf der jeweiligen Seite zu verweilen. Die gleiche Aufgabe bei der Gewinnung von Personal sollen Virtual  Reality-Elemente auf der Website übernehmen, etwa in Form von virtuellen Rundgänge, bei denen Kandidaten das Unternehmen, den Arbeitsplatz und die künftigen Kollegen schon mal kennenlernen können. Klassische Assessment-Verfahren bekämen zunehmend Konkurrenz von Anwendungen, die spielerisch Fertigkeiten wie Planungsfähigkeit oder logisches Denkvermögen abfragen.

Was das Outsourcing im Recruitung-Bereich betrifft, vertritt Stephan Weinert die These, dass die Zahl der Dienstleister in Zukunft noch steigen wird. Er wies ferner darauf hin, dass nicht alles Machbare auch sinnvoll ist – so werden nicht alle Kandidaten davon angetan sein, dass Algorithmen ihre Emotionen in virtuellen Vorstellungsgesprächen erfassen.

Innovationen und Transformationen jenseits von Technik und Geschäftsprozessen: Soziale Innovationen als gesellschaftliche Zukunftsprojekte

Mit Hilfe kleiner Videos veranschaulichte Prof. Stefan Lacher zum Einstieg, wie weit künstliche Intelligenz und Robotik heute schon fortgeschritten sind, aber „es wird da auch noch viel passieren“. Jenseits von technologischen Entwicklungen vertritt der die These, dass sich „mit dem Übergang von der Industrie- zur Wissens- und Dienstleistungsgesellschaft ein Paradigmenwechsel des Innovationssystems vollzieht, infolgedessen sich das Verhältnis von technologischen und sozialen Innovationen grundlegend verändert“.

Der Weg von der Industriegesellschaft zur Wissensgesellschaft bringe mit sich, dass Erwerbstätigkeit, wie wir sie heute als Lohnarbeit kennen, künftig nur mehr ein Drittel der Gesamtarbeitszeit einnehmen wird. Ein weiteres Drittel der Zeit werde in Tätigkeiten investiert, „die man wirklich machen will“. Dazu zählen Crowdwork und Ehrenämter. Das letzte Drittel werde für die „Hightech Selbstversorgung“ aufgewendet. Damit einhergehend erläuterte Lacher die „Pyramide des nachhaltigen Konsums“ und rief zu einem bewussten Lebensstil auf, bei dem auch mal was gebraucht gekauft, getauscht, selbst gemacht oder repariert werde.

Denn: „Das 20. Jahrhundert war eines der technischen Innovationen, ein Jahrhundert der Maschinen und der Technik, das vielen Wohlstand gebracht hat, aber auch unsere Erde an ihre Grenzen – und teilweise darüber hinaus. Vielleicht könnte das 21. Jahrhundert eines der sozialen Innovationen werden, wo die Errungenschaften der Vergangenheit für eine sozialere und nachhaltigere Zukunft eingesetzt werden.“


Der Vorsitzende der Freunde und Förderer der Hochschule Ludwigshafen, Thomas Bull, hatte bereits in seiner Begrüßungsrede die Chance genutzt, für seinen Verein zu werben. Beim anschließenden Get-together bei Imbiss und Getränken zeigte er sich sehr zufrieden mit der Veranstaltung. Insbesondere aber auch, weil es an dem Abend gelungen ist, das 200. Mitglied für den Förderverein anzuwerben.

Die Präsentationen dieses Abends sind auf der Alumni-Seite hinterlegt.

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