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Spektrum8

25 Welche Art Professor möchte ich sein? Irgendwann war es dann geschafft: Die Berufung lag in einem unauffälligen Umschlag im Briefkasten. Und trotz einiger Jahre Erfahrung als Lehrbeauftragter krabbelte da diese Frage aus dem gleichen Couvert: „Welche Impulse möchtest Du in Deiner Lehre setzen? Wie willst Du tun, wozu Du berufen wurdest?“ Berufung! Dieses Wort verpflichtet nachgerade zur Reflektion! Also los: Gerne möchte ich Stoff vermitteln, von dem ich glaube, dass die Studierenden ihn brau- chen können. Damit möchte ich möglichst viele, aber vor allem jenen Teil der Studierenden er- reichen, die nicht nur aufwandsoptimiert ein Zertifi- kat anstreben, sondern echtes Interesse an der Öko- nomie haben. Aber wie gelingt es mir, Begeisterung für Themen wie die „dynamische Amortisationsrechnung“ oder das „strenge Niederstwertprinzip zur Bewertung von Umlaufvermögen“ zu wecken? Letzte Woche erst erläuterte ich die Bewertung von Fremdwährungsver- bindlichkeiten, und in der zweiten Reihe saß eine Studentin, die sich offensichtlich den Kopf darüber zerbrach. Die Stirn zeigte eine tiefe Falte und ich konnte sehen, wie sie allen Mut zu- sammen nahm und mich auf einen Fehler aufmerksam machte. Ich war wirklich dankbar. Für Menschen wie sie bin ich Pro- fessor geworden, für Menschen, die eine substantiel- le Ausbildung ernst nehmen. In welchem Umfeld lehre ich? Meine „Kunden“ sind die Studierenden, klar. Aber kann ich ihrem Urteil vertrauen? Ist ein „Der Müller/ Meier/Schulze ist ein prima Prof.!“ gleichbedeutend mit objektiv zielgerichteter, also nachhaltig rekapitu- lierbares und transformierbares Wissen vermitteln- der Lehre? Oder lassen sich Studierende in ihrem Urteil von gutem Entertainment blenden? „Es war wieder lustig, leider habe ich das Thema vergessen.“ Selbstredend wäre ich gerne beliebt, das bestätigt und streichelt die Seele. Aber wichtiger wäre, einen ehemaligen Studierenden nach Jahren zu treffen und von diesem zu hören: „Von Ihnen habe ich etwas gelernt.“ Vermutlich ist das Interesse an ökonomi- schen Fragestellungen der Schlüssel zu einer guten Note. Wenn dem so ist, muss Lehre genau da anset- zen: Der Nukleus des Erfolges ist die Leidenschaft. Welche Impulse in der Lehre setzen? Mir fehlen die Referenzmodelle. Wie lehrt der ideale Professor? Wie mein Statistik-Prof., der ellenlange Formeln an die Tafeln schrieb? Wie mein Mikro- Prof., der wunderlich daher kam und deswegen oft verspottet wur- de, aber durch den sich dem, der zuzuhören und mitzudenken ver- stand, wunderbare Gedankengebäude erschlossen? Oder wie der Bilanzen- Prof., streng, ro- bust, ohne Humor, aber präzise und klar? Ich habe vorerst meinen Stil gefunden: Charts per iPAD, ausgearbeitete Vorle- sung, Praxisbeispiele, so viel Dialog wie möglich, Gastreferenten. Aber es bleibt Frontalunterricht und ich hoffe, dass er sich weiter entwickeln wird: eine Evolution des Formats. Mein Ziel habe ich erreicht, wenn es mir ge- lingt, bei meinen Studentinnen und Studenten für ökonomische Themen Leiden- schaft zu wecken. Das klingt ehrgeizig, aber es gibt pragmatische Zwischenziele: Der Blick in den Wirtschaftsteil der FAZ, die Nutzung der Online- Bibliothek der Hochschule, Blättern im „Wohlstand von Jörg Kühnapfel Der Weg zum eigenen Lehrkonzept „Mein Ziel habe ich erreicht, wenn es mir gelingt, bei meinen Studentinnen und Studenten für ökonomische Themen Leiden- schaft zu wecken.“ Titel

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