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Spektrum8

6 Titel und Unterricht geeignet zu sein scheint, nicht jedoch als Maß für Leistung oder gar Lerner- folg; zu unterschiedlich sind die individuellen Vorkenntnisse, Lernstile, Lernstrategien etc. Vielmehr scheint das ECTS zu einer ‚Punkte- jagd‘ zu verführen, bei der die Aufmerksam- keit weg von den sozialen Normen (Selbstver- pflichtung und Selbstverwirklichung) und hin auf die Norm des Marktes fokussiert wird.4 Vielfalt findet sich in der Art des Lernens wie auch der Einstellung dazu sowie schließlich in bestimm- ten Persönlichkeitsmerkmalen, die auf den Lerner- folg positiven wie negativen Einfluss haben können. Über einen Test zu Lernverhalten und -motivation bei BWL-Studierenden wurden fünf unterschiedli- che Lerntypen identifiziert, die nach Aspekten wie Misserfolgsangst, Prokrastination und Kompetenz- erwarten differenziert werden können (s. Abbildung S. 4-5). Betrachtet man den Klausurerfolg der hier aufge- führten Lerntypen, so kommt die Forschergruppe zu der Erkenntnis, dass Studierende mit „angstbe- stimmtem Lernverhalten“ (20% der Befragten) oft sehr viel Zeit für ihr Studium aufwenden, bei Prü- fungen aber dennoch wenig erfolgreich sind. Ganz anders Studierende, die ein „selbstbestimmtes Lernverhalten“ (16,6% der Befragten) an den Tag legen: Sie haben in den Klausuren am besten abge- schnitten, dabei aber insgesamt am wenigsten Zeit für das Studium aufgewendet. Sie lernen strategisch, konzentriert und effizient, haben wenig Selbstzwei- fel und daher ihre Ängste unter Kontrolle. Auch wenn die Ergebnisse von ZEITLast nicht uneingeschränkt auf Fachhochschulen übertrag- bar sind (es wurden nur Studiengänge an Univer- sitäten untersucht) und die Studie eher weitere Fragen aufwirft als Lösungen zu nennen, so soll- ten wir als Hochschule das Verständnis von Di- versität und Vielfalt zu erweitern versuchen und den Blick für die Unterschiede im Lernverhalten zu öffnen. Welche Art des Lernens erachten wir als zielführend für den Studienerfolg und wollen wir daher im Studium fördern? Und was würde dies für das Lehren und das Prüfen bedeuten? (pw) dierenden unter die Lupe nehmen wollte, hat mit seinen Ergebnissen nicht nur vorübergehend für mediale Aufmerksamkeit und kontroverse Diskus- sionen gesorgt, sondern eine bisher wenig beachtete Vielfalt ins Licht gerückt. Das Forschungsprojekt ZEITLast der Universität Hamburg beansprucht für sich, mittels der Zeit- budget-Methode und einer Datenbank-basierten Onlineerhebung die studentische Arbeitsbelastung (workload) unverfälscht erhoben zu haben. Neben etwa der Feststellung von verbreitetem stu- dentischen „Bulimie-Lernen“ kurz vor der Prüfungs- phase kam die Studie u. a. zu dem überraschenden Ergebnis, dass die Studierenden im Mittel lediglich 20 bis 27 Stunden wöchentlich (je nach Studiengang) für ihr Studium aufwenden.3 Sollte diese berechnete Arbeitsbelastung der Wirk- lichkeit entsprechen, so bleiben die Studierenden hiermit im Durchschnitt deutlich unter den An- forderungen eines Hochschulstudiums nach den Bologna-Vorgaben, die von den Studierenden eine 40-Stunden-Woche über 45 Wochen im Jahr (und somit sieben Wochen für Urlaub oder Krankheit) fordert. Eine pauschale Bewertung dieses Ergebnisses greift aber zu kurz. Beachtenswert ist die Erkenntnis, dass die Arbeitsbelastung bei den befragten Studie- renden extrem unterschiedlich ausfällt: Das indivi- duelle Lernkonto erstreckt sich zwischen 9 und 53 Stunden in der Woche. In weiteren Untersuchungen wurde zudem festgestellt, dass es zwischen der für das Lernen aufgewendeten Zeit und dem Lernerfolg anhand von Klausurnoten keinen korrelativen Zu- sammenhang gibt. Die selbstverständliche Annahme, wer fleißig sei, habe auch Erfolg im Studium, findet damit keine Be- stätigung. Bestimmte Prüfungsformen (Klausuren, insbesondere Multiple Choice) unterstützen nach Ansicht der Forschungsgruppe vielmehr oberflächli- ches Lernen erst kurz vor der Prüfung. Metzger und Schulmeister fassen in einer Veröffentlichung zur Studie zusammen: Dies deutet darauf hin, dass die Kalkulation von Workload, gemessen im ECTS, allenfalls zur Planung von Studiengängen, Modulen

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