Sie waren damals unter den ersten, die sich auf das Wagnis eines neuen Studienprogramms eingelassen haben. Was hat Sie damals bewogen, genau dieses Programm zu wählen?
Viktoria Rüger: Das Studienprogramm war in meinen Augen etwas Besonderes. Die enge Verbindung zu einem attraktiven Unternehmen, der Auslandsaufenthalt und auch die anspruchsvolle Selektion haben mich beeindruckt. So habe ich mich nach der Zusage dafür entschieden, das schöne Bayern zu verlassen und nach Ludwigshafen zu ziehen.
Wurden Ihre Erwartungen erfüllt?
Das Gesamtpaket des Studiengangs hat gehalten, was es versprochen hat, es haben sich tolle Freundschaften in der Studiengruppe ergeben und wir haben das Netzwerk in die BASF aufgebaut oder die hervorragende Kombi aus Praxis und Theorie in einem anderen Unternehmen genutzt. Ich würde sagen, ich kann die Frage mit JA! beantworten.
Von welchen Erfahrungen aus Ihrer Studienzeit haben Sie im Nachhinein besonders profitiert?
Es ist echt lange her. Wenn ich mich zurückversetzte, haben mich wahrscheinlich die unterschiedlichen Lehrmethoden in Deutschland und USA am weitesten gebracht. Nicht nur Aufgaben zu lösen, sondern in case studies zu denken, war extrem bereichernd. Daneben das schiere Volumen an Inhalten und Anforderungen. Ich glaube, dass ich hier das Priorisieren gelernt habe.
Damals wie heute war die BASF einer der tragenden Pfeiler des Programms. Empfehlen Sie in Ihrer Funktion in der BASF vielversprechenden jungen Mitarbeitenden aktiv das BIP-Programm?
Das mache ich, wenn es in die Vita passt. Unsere jungen Mitarbeitenden stecken meist in der Ausbildung oder haben bereits ein Studium absolviert. Die Ansprache muss früher passieren. Ich werbe für den Studiengang und halte Kontakt zu den Studierenden. Ein ganz schöner Effekt ist, dass Mitarbeitende diese Option für ihre Kinder, die gerade im Abitur stecken, sehen und nachfragen oder um ein Gespräch bitten.
Neben der beruflichen Praxis ist Internationalität ein BIP-Charakteristikum. Haben Sie sich damals für das integrierte Auslandssemester in den USA oder für das Auslandspraktikum entschieden?
Ich habe mich für das Auslandssemester entschieden. Das war sofort klar. Den MBA-Abschluss weiter zu verfolgen und in den USA zu studieren, war mir wichtig.
Was würden Sie als Alumna, aber auch als Expertin im Bereich Human Resources heutigen (BIP-)Studierenden allgemein raten?
Die heutigen Studierenden sind in vielen Dingen sehr viel versierter als wir das waren. Steife Lern-, Präsentations- und Kommunikationsmethoden gehören der Vergangenheit an. Nicht nur in dem Bereich haben die technischen Möglichkeiten viel eröffnet. Gleichzeitig erhöht das aber auch den Druck auf den Einzelnen. Dieses Studium zu absolvieren, erfordert ein hohes Maß an Disziplin und Lernbereitschaft – in jeder Hinsicht. Diese Lernbereitschaft und Neugier zu bewahren ist mein erster Rat. Dabei auf sein Herz und den Sinn hinter der Arbeit zu achten, ist mein zweiter Rat. Die ständige Veränderung wird bleiben, oft auch in eine Richtung, die wir uns so nicht ausgesucht hätten. Wer seine Fähigkeiten kennt und einsetzen kann, wird immer den richtigen Wirkungskreis finden und auch andere inspirieren können.
Das BIP-Programm hat sich in den letzten 30 Jahren weiterentwickelt: Aus „Internationale Betriebswirtschaftslehre im Praxisverbund“ wurde „Business and International Programs“ mit den beiden Studiengängen IBA und IBAIT, die Zahl der Unternehmenspartner ist gestiegen, das internationale Hochschulnetzwerk weitergewachsen. Wie sehen Sie von Unternehmensseite die Entwicklung des Programms?
Ich sehe hier sehr viele Chancen: Netzwerke zu nutzen, Erfahrungen einzubringen und auch neue Sichtweisen kennen zu lernen, ist immer hilfreich. Natürlich kann man sich fragen, ob es noch so maßgeschneidert ist, wie man es sich als Unternehmen mal ausgedacht hat. Gleichermaßen ist das vielleicht einfach nicht mehr so wichtig. Eine Idee wachsen zu lassen und das Richtige für gut ausgebildete Nachwuchskräfte zu tun, ist das Ziel. Für die Metropolregion und weit darüber hinaus.
Als Lehrbeauftragte und Kuratoriumsmitglied sind Sie der Hochschule nach wie vor eng verbunden. Würden Sie der Hochschulleitung, Ihrem alten Fachbereich oder Ihrer ehemaligen Studiengangleitung gerne noch etwas mit auf den Weg geben?
Bitte weiter so! Den Blick stets nach vorne gerichtet. Mich beeindrucken die Zukunftsorientierung und Veränderungsbereitschaft. Wie sich die Hochschule und auch der Fachbereich in den letzten Jahren weiterentwickelt haben, ist enorm. Das zeigt, wie ernst es die Hochschule meint – die zeitgemäße Förderung von Talent und die konsequente Entwicklung der Studierenden hinein in einen wettbewerbsgetriebenen Arbeitsmarkt. Die Hochschule ist damit ein wichtiger Partner für die Unternehmen und setzt auch Maßstäbe für eine praxisnahe Lehre.
Ganz herzlichen Dank!
Interview: Dr. Elena Wassmann