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Gruppenarbeit

Buß, Imke; Rump, Jutta; Kaiser, Janina; Schiedhelm, Melanie; Schorat-Waly, Petra

a) Beschreibung der Methode
Gruppenarbeit ist eine Phase im Lernprozess, in der eine (meist) kleine Gruppe von Studierenden mehr oder weniger selbständig einen Arbeitsauftrag erledigt.

Wozu ist es gut?
Das Lernen in Kleingruppen setzt verschiedene kognitive und soziale Prozesse in Gang. So können sowohl kurze Fragestellungen in 2-er Gruppen diskutiert werden, um das Wissen zu festigen, zu wiederholen oder anzuwenden. Umfangreichere Aufgabenstellungen ermöglichen die kooperative und eigenständige Erarbeitung von Lerngegenständen. Der Vorteil durch die Gruppenbildung sollte bei der Aufgabenstellung berücksichtigt werden (z.B. unterschiedliche Erfahrungen und Wissensstände einbringen). Die erfolgreiche Bearbeitung einer Aufgabenstellung kann in der Gruppe verbleiben oder am Ende als beobachtbares und messbares Resultat vorliegen.

Ob der Einsatz von Gruppenarbeiten sinnvoll ist, hängt von den jeweiligen Lernzielen der Veranstaltung ab. Da der Gegenstand der Gruppenarbeiten i.d.R. fachlicher Naturist, müssen diese Fachinhalte sinnvoll in Gruppen zu bearbeiten sein. Gruppenarbeit eignet sich auch zur Förderung von überfachlichen Kompetenzen, wie z.B. Kommunikationsfähigkeit, Teamfähigkeit, Konfliktfähigkeit sowie zum selbständigem Lernen.

Vorgehensweise im Rahmen einer Präsenzveranstaltung
Die Vorgehensweise gliedert sich in mehrere Phasen:
1. Vorbereitungsphase: Klärung der Aufgabenstellung und Gruppeneinteilung
2. Durchführung: Gesprächsrunde und Bearbeitung in Kleingruppen
3. Präsentation/Auswertung: Vorstellung der Gruppenergebnisse (ausgewählt oder von allen Gruppen)
4. Feedback/Evaluation: Feedback und Diskussion der Ergebnisse im Plenum


Es gibt viele praktische Einsatzmöglichkeiten für Gruppenarbeit, wie z.B. für das Üben, Anwenden und Festigen von Wissen, das Generieren von neuen Lösungsansätzen oder dem Einstieg in einen neuen Themenkomplex, sowie zur Vorbereitung von Postersessions oder Rollenspielen. Durch eine bewusste Gruppeneinteilung (z.B. nach Vorerfahrungen, Stärken der Studierenden) kann die Diversität der Studierenden gut berücksichtigt werden. Können sich Studierende selbst in Gruppen einteilen, führt dies möglicherweise zu homogenen Gruppen und zu Ausgrenzung von wenig integrierten Personen.

Die Rolle der Lehrenden besteht darin, präzise Arbeitsaufträge zu erteilen. Während der Gruppenphase ziehen sich diese zurück – stehen jedoch als Berater/innen zur Verfügung und bleiben ansprechbar. Beim Austausch der Ergebnisse fungieren Lehrende als Moderatoren/Moderatorinnen und geben Feedback.

Gruppengröße
2-6 Studierende pro Gruppe

Zeitaufwand
Der Zeitaufwand hängt von der Aufgabenstellung ab. Ein Beispiel für kürzere Gruppenarbeiten im Rahmen von Seminaren:
Gesprächsarbeit in der Gruppe: ca. 15 bis 20 Minuten
Vorstellung der Gruppenergebnisse: 10 Minuten
Rundgespräch im Plenum: 10 bis 15 Minuten

Raumausstattung
Mehrere Gruppenarbeiten können im selben Raum stattfinden. Auf den Geräuschpegel sollte geachtet werden.

Material
Man braucht ein Flipchart oder eine Tafel für die Sammlung und das Festhalten der Ideen. Bei größeren Gruppenarbeiten können die Studierenden auch Handouts o.ä. vorbereiten.

b) Wie fördert & fordert Gruppenarbeit die folgenden Diversitätsdimensionen?
Fachliche Vorerfahrungen & Vorwissen

Vorwissen und Vorerfahrungen können leicht berücksichtigt werden, und zwar durch a) Gruppenbildung mit Studierenden unterschiedlichen Vorwissens in einer Gruppe. Dies ist besonders dann sinnvoll, wenn die Studierenden nach der Gruppenarbeit einen ähnlichen Wissensstand haben sollen. Alternativ existieren Aufgaben, die explizit bestimmte Erfahrungen oder Stärken der Studierenden ansprechen (z.B. wenn jede Gruppe ein Themas aus einem anderen Blickwinkel beleuchten soll). Dann kann b) das Austeilen von Themen gemäß dem (beruflichen) Vorwissen sinnvoll sein.

Studienmotivation
Gruppenarbeit fördert sowohl intrinsisch, als auch extrinsisch motivierte Studierende. Unabhängig von dem Fachinteresse ist jedoch wichtig, dass die Studierenden die Sinnhaftigkeit der Gruppenarbeit verstehen (sie darf nicht „für sich“ stehen). Für intrinsisch motivierte Studierende besteht die Möglichkeit, gemeinsam mit anderen Studierenden ihr Fachinteresse kooperativ zu vertiefen. Für extrinsisch Motivierte erfolgt die Anerkennung durch Leistung in der Gruppe und die Ankerkennung der Ergebnisse durch die Lehrenden.

Allerdings weisen Studien darauf hin, dass bei zunehmender Gruppengröße nicht nur die Koordination der Einzelleistungen schwieriger wird, sondern auch das Engagement des Einzelnen abnimmt (Social Loafing – d.h. einzelne Teilnehmer/innen verringern ihr Engagement für Gruppenaufgaben). Dementsprechend gilt es die Gruppengröße angemessen klein zu halten.

Akademische & soziale Integration
Gruppenarbeiten fördern insbesondere die soziale Integration der Studierenden in Form von peer-to-peer Austausch, einer gemeinsamen Gruppenleistung und dem gemeinsamen Lernprozess. Die akademische Integration ist bei kürzeren Gruppenarbeiten eher weniger gegeben (z.B. kurze Murmelgruppe zu zweit), aber bei regelmäßigen Gruppenarbeiten mit umfangreicheren Aufgabenstellungen wird Austausch mit dem Dozierenden möglich.

Zeitliche und örtliche Restriktionen
Zeitliche und örtliche Restriktionen sind abhängig davon, an welcher Stelle die Gruppenarbeit zum Einsatz kommt. Innerhalb der Vorlesung/des Seminars sind sie ähnlich restriktiv wie bei allen anderen Präsenzveranstaltungen. Dabei ist eine hohe Planbarkeit gegeben (Zeitpunkt im Voraus bekannt). Längerfristige Gruppenarbeiten, bei denen sich die Studierenden selbstbestimmt treffen, können zeitliche Restriktionen ausgleichen und haben gleichzeitig die Herausforderung, alle Studierenden „unter einen Hut“ zu bringen. Hier ist der virtuelle Austausch eine Alternative.

Literatur
Landmann, M.; Schmitz, B. (2007): Selbstregulation erfolgreich fördern: Praxisnahe Trainingsprogramme für effektives Lernen. Stuttgart: W. Kohlhammer Verlag.

Metz-Göckel, H. (2013): Gruppenarbeit und ihre Gefahren. In: Journal Hochschuldidaktik 1-2/2013.

Universität Köln (2010): Methodenpool. Unter Mitarbeit von K. Reich.

Zitation
Buß, Imke; Rump, Jutta; Kaiser, Janina; Schiedhelm, Melanie; Schorat-Waly, Petra (2017): Gruppenarbeit in Präsenzveranstaltungen. In: Rump, Jutta; Buß, Imke; Kaiser, Janina; Schiedhelm, Melanie; Schorat-Waly, Petra: Toolbox für gute Lehre in einer diversen Studierendenschaft. Arbeitspapiere der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen, Nr. 6. www.hwg-lu.de/arbeitspapiere

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