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Haus- oder Seminararbeit

Imke Buß; Jutta Rump; Janina Kaiser; Melanie Schiedhelm; Petra Schorat-Waly

a) Beschreibung
Haus- und Seminararbeiten sind eigenständige, schriftliche Arbeiten, die im Selbststudium in einer vorgegebenen Frist angefertigt werden. Der Prüfling soll zeigen, dass er oder sie innerhalb begrenzter Zeit ein Problemfeld selbstständig und unter Nutzung der fachlich gängigen Methoden bearbeiten kann. Auch die angemessene schriftliche Darstellung ist ein wesentliches Element von Hausarbeiten.  Ein Thema hierfür wird entweder durch den / die Lehrende/n oder nach Vorschlag der Studierenden festgelegt.

Wozu ist es gut?
Diese Form der Prüfung dient insbesondere dazu, durch eigene Literaturrecherche ein Thema zu ergründen und wissenschaftlich fundiert darzustellen. In Haus- und Seminararbeiten sollen Studierende außerdem methodische Kompetenzen erlernen, so z.B. eine fundierte Literaturrecherche, Auswahl und Auswertung, wissenschaftliches Argumentieren und Schreiben sowie Zitation. Die Nutzung quantitativer oder qualitativer Forschungsmethoden kann ggf. im Rahmen einer Hausarbeit gefordert sein.

Vorgehensweise
Die nachfolgend vorstellte Vorgehensweise erfolgt aus Sicht des Betreuenden.
1.    Vorabsprachen: Themenabsprache und Themeneingrenzung mit Blick auf den Zeitrahmen, Festhalten der Erwartungen an Qualität und Wissenschaftlichkeit, evtl. Absprache zu erneuten Treffen oder Festlegung eines Betreuungsplans
2.    Anmeldung bzw. Start der Bearbeitungszeit (i.d.R. maximal 8 Wochen)
3.    Betreuung der Arbeit innerhalb des abgesprochenen Rahmens
4.    Begutachtung der Arbeit in entsprechender Korrekturfrist
5.    Feedbackgespräch und fachliche Begründung der Bewertung

Gruppengröße
Der Aufwand der Betreuung und Korrektur von  Haus- und Seminararbeiten ist deutlich größer als bei Klausuren. Daher werden Hausarbeiten i.d.R. bei Veranstaltungen mit bis zu 30 Personen als Prüfung genutzt.

Zeitaufwand
Haus- und Seminararbeiten werden entweder parallel zur Veranstaltung verfasst oder in der vorlesungsfreien Zeit erstellt. Je nach Fachkultur können die Anforderungen an Haus- und Seminararbeiten unterschiedlich ausfallen. Idealerweise sollten Hausarbeiten mehrfach vor dem Anfertigen der Abschlussarbeit geschrieben werden.

Raumausstattung
Die Studierenden nutzen i.d.R. die Räumlichkeiten der Bibliothek, die genügend Einzelarbeitsplätze zur Verfügung stellen sollte. Dies gilt insbesondere, da nicht alle Studierende über gute, ungestörte Lernmöglichkeiten zu Hause verfügen.

Material
Dozierende können Lesehinweise oder Literaturlisten zur Verfügung stellen. Um die Bewertungskriterien transparent zu machen kann es sinnvoll sein, den Studierenden diesbezügliche Informationen zur Verfügung zu stellen.

b) Wie fördern & fordern Haus-bzw. Seminararbeiten die folgenden Diversitätsdimensionen?
Fachliche Vorerfahrungen & Vorwissen

In der Vorbereitungsphase und durch eine enge Absprache mit den Dozierenden können Vorwissen und Vorerfahrungen leicht berücksichtigt werden, sofern die Studierenden bei der Themenauswahl mit einbezogen werden. Darüber hinaus können Studierende durch Recherchen fehlendes Wissen erarbeiten. Eine große Herausforderung stellt für viele Studierende das wissenschaftliche Arbeiten dar. Diese Vorerfahrungen und im Studium aufzubauenden Kenntnisse werden besonders gut gefördert, wenn die Studierenden inhaltlich und methodisch durch Kurse zum Thema wissenschaftliches Arbeiten o.ä. sowie Feedback durch Lehrende unterstützt werden.

Kernkompetenz selbstständiges Arbeiten & Lernen
Das selbstständige Arbeiten wird durch die Hausarbeit aufgrund der notwendigen Recherche- und Analysearbeit stark gefördert. Dies trifft insbesondere dann zu, wenn sich Studierende selbst (bzw. mit Unterstützung der Lehrenden) Lernziele setzen müssen (verstärkt bei eigener Definition des Themas). Die Organisation des Lernprozesses inklusive entsprechenden Zeitmanagements fördert und fordert stark das selbstständige Lernen.

Studienmotivation
Vor allem intrinsisch motivierte Studierende haben mit Seminar- und Hausarbeiten die Möglichkeit, sich intensiv in ein Thema (ihrer Wahl) einzuarbeiten.

Akademische & soziale Integration
Aufgrund der Einzelarbeit fördern und fordern Haus- und Seminararbeiten die soziale Integration eher wenig. Ein Austausch kann in Form von Tandempartnern erfolgen. Tandems können sich ggf. nach gleicher Methode oder ähnlichem Themen bilden, gegenseitiges Korrekturlesen durchführen, Inhalte diskutieren etc. und somit den peer-to-peer Austausch unterstützen.
Die akademische Integration ist hoch, wenn eine intensive Betreuung und abschließendes Lehrendenfeedbacks im Einzelgespräch erfolgt.

Zeitliche & örtliche Restriktionen
Die zeitlichen und örtlichen Restriktionen sind gering, wenn für Seminar- und Hausarbeiten längere Bearbeitungszeiten vorgesehen sind.

Literatur
Friedrich, H.; Mandl, H. (Hg.) (1992): Lern- und Denkstrategien. Analyse und Intervention. Göttingen: Hogrefe.

Friedrich, H. F. (1995): Analyse und Förderung kognitiver Lernstategien. In: Empirische Pädagogik (9 (2)), S. 115–153.

Jahn, D.; Kenner, A. (2015): Hausarbeiten anfertigen. In: Hochschuldidaktische Leitfäden 05.2015. Online verfügbar unter www.fbzhl.fau.de/wp-content/uploads/2015/03/Leitfaeden_FBZHL_5_2015_Hausarbeiten.pdf, zuletzt geprüft am 16.06.2020

Mandl, H.; Friedrich, H. F. (Hg.) (2006): Handbuch Lernstrategien. Göttingen: Hogrefe.

Zwingenberger, A.; Banzer, R.; Spiroudis, E. (2014): Wissenschaftliches Schreiben beurteilen. In Neues Handbuch Hochschullehre (A.3.14).

Zitation
Buß, Imke; Rump, Jutta; Kaiser, Janina; Schiedhelm, Melanie; Schorat-Waly, Petra (2017): Haus- und Seminararbeiten. In: Rump, Jutta; Buß, Imke; Kaiser, Janina; Schiedhelm, Melanie; Schorat-Waly, Petra: Toolbox für gute Lehre in einer diversen Studierendenschaft. Arbeitspapiere der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen, Nr. 6. www.hwg-lu.de/arbeitspapiere

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