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18-Spektrum-Juni2015

13 Es war eine glückliche Fügung, dass ich bereits mit 26 Jahren im „General Management“ – und dazu in Brasilien – arbeiten konn- te. Es waren erste erfolgreiche Jah- re. Hohe Inflationsraten, schwer vorhersehbaren Devisenkurs- Abwertungen einerseits und von der Regierung verordnete Preis- kontrollen andererseits gestalteten das Umfeld äußerst schwierig. Mit Spezialwissen auf einigen Gebie- ten war da wenig anzufangen, das ganze Repertoire der BWL und VWL – und mehr – war gefragt. Mein Rüstzeug als Betriebswirt hat mir über einige Klippen hin- weggeholfen. Verglichen mit den damals im Ausland hauptsächlich vertriebsorientierten Mitarbeitern war ich gut vorbereitet. Allerdings hatte ich erfahrene Kollegen an der Seite, von denen ich ungeheuer viel lernen konnte. Die Funktion als Präsident des Golfclubs Bensheim ist ein Ehrenamt und unterscheidet sichenormvonmeinerberuflichen Tätigkeit. Der Umgang mit Men- schen, gleich welcher Herkunft, Prägung oder Ausbildung, die Ausrichtung einer Organisation auf ein gemeinsames Ziel hin und die Gewinnung von Unterstützung – das ist aber durchaus vergleich- bar in beiden Tätigkeitsfeldern. Was würden Sie den heutigen Studierenden raten? Nur ein früh erworbenes, solides Fachwissen, geschärft an gelebten, vielfältigen Erfahrungen, verleiht einem das erforderliche Selbst- bewusstsein, Entscheidungen zu treffen und anspruchsvolle Ziele zu erreichen. Das Studium ist die Zeit, sich seinen Wissensfundus zu vergrößern. Doch gibt es im Berufsleben immer Herausforde- rungen, deren Lösung nicht aus der BWL oder der Finanzma- thematik herzuleiten sind. Nach dem Studium die Dinge zwar mit Augenmaß, aber durchaus mit Mut zum Risiko, anzugehen – dies wäre meine erste Empfehlung. Die Erfahrung des weiteren Berufsle- bens führt automatisch zu mehr Souveränität, die bei größerer Verantwortung angeraten scheint. Und der Hochschulleitung? Die eindrucksvolle Expansion der Hochschule Ludwigshafen und das gute Image, das die Hochschule im Umfeld genießt, sind stärker als jedes rhetorische Argument, bestimmte Anstrengung zu ver- stärken oder Prioritäten anders zu setzen. Kontinuität des Bewährten und flexible Anpassung an künf- tige Herausforderungen sind das klassische Erfolgsrezept für ein Unternehmen. Das dürfte auch für ein Bildungsunternehmen gelten. Könnten Sie sich vorstellen, die Hochschulehierbeizuunterstützen? 40 Jahre habe ich in der Pharma- Industrie gearbeitet, davon etwa die Hälfte im Ausland. Ich habe also einen großen Erfahrungs- schatz zu bieten, bin in der The- orie aber jedem Studierenden im 3. Semester unterlegen. Manage- mentrezepte, Marketing- und Or- ganisationskonzepte haben eine sehr geringe Halbwertszeit und ändern sich schneller als die Bü- cher gedruckt werden können. Dazu kommt das Thema „Indus- trie 4.0“. Als Mitglied des Auf- sichtsrates einer IT-Firma erlebe ich hautnah, welchen Anforde- rungen das Management jeder gewinnorientierten Organisation heute gerecht werden muss. Wenn die Weitergabe von Erfahrung bei der Ausbildung der Führungs- kräfte von morgen wichtig ist, unterstütze ich gerne Projekte. Ganz herzlichen Dank für das Gespräch! Alfred J. Koch, geboren 1945, star- tete seine berufliche Karriere nach einer kaufmännischen Lehre bei Boehringer Mannheim. Anschlie- ßend studierte Koch Betriebswirt- schaftslehre mit Fachrichtung EDV/Organisation und Außen- wirtschaft an der damaligen Hö- heren Wirtschaftsfachschule Lud- wigshafen. Nach verschiedenen Funktionen im Pharma-Bereich und Auslandsjahren in Brasilien, Südafrika und New York über- nahm Koch 1993 als Direktor den Bereich Diagnostika der MERCK- Gruppe, Darmstadt. Als Direktor – SeniorVice President Supply Chain Pharma und Mitglied im Pharma Ethical Management Board trug er schließlich Verantwortung für alle Produktions- und Lagerstät- ten von Pharma in den Ländern Deutschland, Spanien, Österreich, Frankreich, Großbritannien, den USA, Brasilien, Mexiko, Kolumbi- en, Saudi-Arabien, Indonesien, Pa- kistan und Indien sowie für circa 3.400 Mitarbeiter. Heute ist Koch Präsident des Golfclubs Bensheim und Mitglied im Aufsichtsrat der Bayoonet AG, Darmstadt.

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