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18-Spektrum-Juni2015

42 FORSCHUNG & LEHRE Die Zahl alter Menschen steigt. (Quelle DAK Gesundheit) qualifiziertem Pflegepersonal in Deutschland übersteigt bereits heute klar das Angebot – und es ist nicht absehbar, wie der prognostizierbare Bedarf in der Zukunft gedeckt werden kann. Altersbilder im gesellschaftlichen Kontext Bislang habe ich eine Reihe von Facetten von „Alter“ aufgewiesen, die sich in der Perspektive verschiedener Wissenschaften ergeben. Es gilt nunmehr, diese in einen systematischen Zusam- menhang zu bringen. Hierzu bietet sich eine Aus- einandersetzung mit „Altersbildern“ an. Eine Arbeitsgruppe unter Leitung von Professor Dr. Alexander Kruse von der Universität Heidelberg hat sich im Rahmen der Erstellung des 6. Alten- berichts der Bundesregierung von November 2010 intensiv damit beschäftigt und einige inte- ressante Aspekte zur Diskussion gestellt. Altersbilder sind soziale Konstruktionen und sollten im gesellschaftlichen Kontext stets aufs Neue diskutiert werden. Sowohl die Medien als auch die Politik versuchen, das gesellschaftliche Bild vom Alter oftmals einseitig zu formen. Hier sind der Produktion von Ideologie Tür und Tor geöffnet. Es gilt stattdessen, die öffentliche De- batte über Altersbilder lebendig zu halten und möglichst viele Personen an diesem Diskurs über die Vielfältigkeit von Alter(n) zu beteiligen. Zwischen Medizinalisierung und Ökonomisierung Wie widersprüchlich Alter gesehen werden kann, soll an zwei Aspekten herausgestellt werden: Me- dizinalisierung und Ökonomisierung. Es soll deutlich werden, dass es darauf ankommt, wie Akzente im Verständnis von Alter gesetzt wer- den, wie also die gesellschaftliche Wirklichkeit dargestellt und strukturiert wird. Die erste Akzentsetzung betrifft zentral das gegenwärtige und zukünftige Verständnis von (Alten-)Pflege. Ralf Twenhöfel charakterisiert das gesellschaftliche System Medizin durch die handlungsleitende Unterscheidung von „gesund“ und „krank“. Da die Medizin durch sozialrecht- liche Bestimmungen der Pflege deutlich hier- archisch übergeordnet ist, wird diese zentrale Unterscheidung auch von der Krankenpflege übernommen. In der Altenpflege, die zukünf- tig in eine generalistische Ausbildung integriert werden soll, gibt es ebenfalls starke Tendenzen, sich weitgehend am medizinischen Paradigma zu orientieren. Twenhöfel spricht hier von der „Medizinalisierung“ als „Formgebung des be- ruflichen Handelns von Nichtmedizinern nach dem Vorbild von Ärzten, die durch Übernah- me oder Übertragung ärztlicher Kompetenzen beziehungsweise Handlungsmuster stattfinden kann.“ Dieser Trend hätte allerdings zur Kon- sequenz, dass Alter mit Krankheit gleichgesetzt und Altenpflege auf die Pflege kranker alter Men- schen reduziert wird. Altenpflege ist aber mehr als das! Gerade ihre Entwicklung in Deutschland in den letzten Jahrzehnten lässt sie als eine Tätig- keit erscheinen, in der medizinisch-pflegerische Versorgung gleichwertig mit sozialer Betreuung und Unterstützung verknüpft wird. Ein Beispiel: Im Umgang mit verwirrten Pflegebedürftigen sollte es nicht zur vorschnellen Klassifizierung als Kinderuni kommen, sondern zu einem Ver- halten, das sich auf die psychische und organi- sche Verfassung der Pflegebedürftigen ebenso einlässt, wie auf deren aktuelle soziale Situation.

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