Please activate JavaScript!
Please install Adobe Flash Player, click here for download

Spektrum 12

17 Carolina Butto Zarzar: Frau Scherer- Vankova, Sie kommen ursprünglich aus Tschechien und leben seit mehr als zehn Jahren in Deutschland. Darf ich Sie fragen, aus welchem Grund Sie sich entschieden haben, in Deutschland zu leben? Dagmar Scherer-Vankova: Es war eine für mich sehr interessante berufliche Perspektive, die unge- plant auf mich zugekommen war. Den Aufbau des MittelOsteuro- pa-Instituts an der Hochschu- le Ludwigshafen von Beginn an mitgestalten zu können, sah ich als eine sinnvolle und für mich vorbestimmte Aufgabe. Ich war mit dem Magisterstudium und der Promotion an der Deutschen Universität für Verwaltungswis- senschaften in Speyer gerade fer- tig und beschloss, vorerst nicht in mein Heimatland zurückzukeh- ren, sondern mein Wissen sowie die eigenen Erfahrungen aus dem mittelosteuropäischen Kultur- und Wirtschaftsraum in die neue regionalfokussierte Forschungs- und Bildungseinrichtung einzu- bringen. Warum gerade Deutschland? Ich bin ein freiheitsliebender Mensch, der über den eigenen Tellerrand – in dem Fall über die Grenzen des eigenen Heimat- landes – hinausschaut. Vor mei- ner Speyer-Zeit gestaltete ich in Tschechien unter anderem mehre- re grenzüberschreitende, deutsch- tschechische Bildungsprojekte, auch mit dem Ziel, die Vorurteile zwischen Deutschen und Tsche- chen zu überwinden. Die jun- ge Generation lässt ungetrübte Wahrnehmungen der politisch- geschichtlichen Verhältnisse weit- gehend zu. Eine vorurteilsfreie Sicht, Interesse am Nachbarland (besonders aber am Nachbar- Menschen), Kenntnisse über seine Kultur und Traditionen sind aus meiner Sicht die Voraussetzungen für die erfolgreiche gemeinsame Gestaltung der internationalen Personenzusammenarbeit. In bei- den Ländern, in Deutschland und in Tschechien, fühle ich mich zu Hause. Es mag sowohl an vielen kulturellen Gemeinsamkeiten, aber auch an der direkten Nach- barschaft liegen. Die geographi- sche Nähe ermöglicht mir regel- mäßige Aufenthalte in meiner Heimat, wo meine Eltern und vie- le meiner Freunde leben. Sie arbeiten seit mehr als fünf Jah- ren als wissenschaftliche Mitarbei- terin am MittelOsteuropa-Institut und sind neuerdings Lehrbeauf- tragte im Studiengang Internatio- nal Management Eastern Europe an der Hochschule Ludwigshafen am Rhein. Sind Sie der Meinung, dass die interkulturellen Kompe- tenzen und das Wissen von Men- schen aus anderen Ländern in der Lehre und im Alltag an unserer Hochschule ausreichend wahrge- nommen, ja, genutzt werden? Interkulturelle Kompetenz wurde als die Schlüsselqualifikation un- serer globalisierten Arbeits- und Lebenswelt definiert. Ich den- ke, es ist wichtig, den Bedarf an Handlungskompetenz in interkul- turellen Studien- und Berufssitua- tionen differenziert zu betrachten. Oft reichen kommunikative und soziale Kompetenzen völlig aus. Wiederum gibt es kulturell be- dingte Verständigungsprobleme, beispielsweise im Rahmen von internationalen Teams, für deren Lösung auch die interkulturelle Kompetenz wichtig ist. Die Sen- sibilisierung und das Wissen über die Kultur der Anderen sind der Ausgangspunkt, um gegenseitige Vorurteile abzubauen, Konflikten vorzubeugen und ein grundlegen- des Verständnis für Interkulturali- tät entwickeln zu können. Welche Voraussetzungen bietet die Hochschule Ludwigshafen dafür? Das Lernen in multikulturellen Lerngruppen und die Steuerung von interkulturellen Lernsituati- onen gehören aufgrund der He- terogenität unserer Studierenden (ausländische Studierende, Studie- rende mit Migrationshintergrund) zum angenehmen Alltag unserer Hochschule. Auch der gezielte Einsatz von Personal mit unter- schiedlichem Kulturhintergrund sowie internationalen Erfahrun- gen in der Lehre und Forschung stärkt und bereichert das Profil der Bildungseinrichtung. Aus meiner Sicht besteht die besondere He- rausforderung darin, die Interak- tionen im kulturellen Kontext als interkulturelle Lernerfahrung zu „Behandle jeden anderen Menschen so, wie du selbst behandelt werden möchtest“ Dr. Dagmar Scherer-Vankova, wissenschaftliche Mitarbeiterin am hochschulzugehörigen MittelOsteuropa-Ins- titut (MOI) und Lehrbeauftragte im Studiengang International Management Eastern Europe, im Gespräch mit Carolina Butto Zarzar, Diversity Managerin der Hochschule Ludwigshafen am Rhein.

Pages