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Spektrum 12

25 schwindigkeit um ein Vielfaches – alle Menschen wollten mit jeder neuen Geldeinheit so schnell wie möglich etwas „Handfestes“ kaufen. Das Preisni- veau ergibt sich aus dem Produkt von Geldmenge und Umlaufgeschwindigkeit. So drastisch ging Letz- tere in die Höhe, dass die Reduktion der Geldmenge kaum noch ins Gewicht fiel und die Inflationsrate Schätzungen zufolge auf über 20.000 % anstieg. Das gefährdete akut die wenigen funktionierenden privaten Märkte in Nordkorea, die für eine Auf- rechterhaltung der Grundversorgung der Menschen unabdingbar waren. Das Unerhörte geschah darauf: Es kam zu zahlreichen massiven Protesten der Bevölkerung. Marktfrauen führten Verbrennungen der neuen Geldscheine durch, eigentlich ein mit der Todesstrafe belegtes unaussprechliches Verbrechen, da diese Bilder der regierenden Kim-Familie zierten. Damit die Sache nicht außer Kontrolle geriet, wurde die neue Währungspolitik zurückgefahren. Erstmals räumte die nordkoreanische Regierung einen Feh- ler ein. Der offizielle Verantwortliche wurde zum Tode verurteilt, das Urteil unmittelbar darauf durch Erschießung vollstreckt. Nun haben die Zustände des total isolierten Nord- koreas keinerlei Einfluss auf die weitere Region. Ostasien ist vielmehr durch sehr dynamisches Wirt- schaftswachstum geprägt. Währungsfragen der maßgebenden Länder ist daher eine besondere Beachtung zu schenken, denn Währungspolitik hat das Potential, zur Vereinfachung von Handel und Investitionen wesentlich beizutragen und dadurch den Wohlstand zu mehren; Währungspolitik kann jedoch auch Friktionen herbeiführen, die im Gegen- teil die wirtschaftlichen und politischen Beziehun- gen zwischen Ländern empfindlich beeinträchtigen können. Tief hat sich die Asienkrise von 1997/1998 ins kollektive Gedächtnis der Menschen eingeprägt, die sich zunächst als Währungskrise manifestierte und Millionen von Menschen zurück in die Armut warf. Durch welche Merkmale ist der ostasiatische Raum heute währungspolitisch geprägt? Besondere Aufmerksamkeit kommt aktuell der japanischen Geldpolitik zu. Die Bank of Japan hat ein Programm zur drastischen Erweiterung der Geldbasis durch den Ankauf von Staatsanleihen eingeleitet. Die Deflation im Lande soll damit über- wunden werden. Der Yen hat durch diese Politik bereits erheblich an Wert verloren, da japanisches Kapital auf der Suche nach rentierlichen Anlagen in andere Länder fließt. Davon profitiert die japanische Exportindustrie, die anderer Länder wie in Korea ist jedoch nachteilig davon betroffen. Seit Längerem steht China als inzwischen zweit- stärkste Wirtschaftsnation der Welt im Mittelpunkt des Interesses. Durch Kapitalverkehrskontrollen und durch Eingriffe in den Devisenmarkt hält Chi- na den Wert seiner Währung Renminbi (RMB) künstlich niedrig. Dadurch hat das Land auch die höchsten Devisenreserven auf der Welt im Wert von umgerechnet 3,4 Bio. US-Dollar angesammelt. Chi- na strebt danach, den RMB zu internationalisieren, das heißt, ihn als gängige Währung im internatio- nalen Handel und für die Devisenreserven anderer Länder zu etablieren. Fakt ist allerdings, dass hier noch der US-Dollar eine überragende Rolle ein- nimmt, gefolgt vom Euro und vom japanischen Yen. Um den RMB zu internationalisieren, müsste China seine Kapitalmärkte reformieren, die heute noch von der kommunistischen Partei zu Kontroll- zwecken instrumentalisiert werden. Weiter wäre die freie Kursbildung des RMB zu gewährleisten. Die Erfüllung beider Bedingungen ist momentan nicht absehbar. Viele andere Länder in der Region verzichten auf Kapitalverkehrskontrollen, versuchen aber, den Wert ihrer Währungen durch Devisenmarktinter- ventionen zu stabilisieren. Die sehr stark außenhan- delsabhängigen Städte Singapur und Hongkong zum Beispiel binden auf diese Weise ihre Währungen an den US-Dollar. Die währungspolitischen Merkmale in Ostasien bergen durchaus Konfliktpotential. Die künstliche Unterbewertung des RMB geht zulasten anderer ex- portorientierter Länder, die lockere japanische Geld- politik führt potentiell zur Bildung von Vermögens- blasen bei den Nachbarn. Die Bank of Korea und die thailändische Zentralbank haben daher bereits die Leitzinsen gesenkt, um das Land weniger attraktiv für japanisches Kapital zu machen. Andere Länder blicken ebenfalls gespannt und zum Teil sorgenvoll Aktuell

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