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Spektrum 12

39 Lehre & Forschung nachkommen können, trotz eher guter wirtschaft- licher Rahmenbedingungen angestiegen. Darüber hinaus steigern nicht nur die zunehmenden Möglich- keiten zum Kauf und die wachsende Bedeutung des Konsums die Shopping-Lust, denn grundsätzlich wird der Konsum auch durch die Gruppe der zum unkontrollierten und pathologischen Kaufverhalten tendierenden Verbraucher erhöht. Der Anteil dieser Gruppe ist laut der aktuellen Studie der Zeppelin Universität und der Hochschule Ludwigshafen im Jahr 2012 angestiegen. Dieses Ergebnis liefert somit auch einen möglichen Erklärungsansatz zur steigen- den Überschuldung. Die Erfassung des Kauf- verhaltens beruht auf einem Screeningverfahren. Das eingesetzte Screening- verfahren zur Erfassung des kompensatorischen und „süchtigen“ Kauf- verhaltens (SKSK) gilt im deutschen Sprachraum als das Standardverfahren in der klinischen sowie prak- tischen Anwendung und im Forschungsbereich. Es kann jedoch eine fundier- te Diagnose durch einen Psychologen oder Psychia- ter nicht ersetzen. Kriterien für die Diagnose „Kauf- sucht“ sind unter anderem: Ein unwiderstehliches Ver- langen, kaufen zu müssen, der Verlust der Selbstkon- trolle und die Tendenz zur „Dosissteigerung“. Unkontrolliertes und patho- logisches Kaufverhalten nimmt zu Der Prozentsatz der Personen, die ein unkontrol- liertes und „süchtiges“ Kaufverhalten aufweisen, ist zwischen 2010 und 2011 von 6,9 % auf 9,2 % angestiegen. Die aktuelle Studie von 2012 ver- zeichnet nun einen nochmaligen Anstieg auf nun- mehr 11,5 %. „Die Erhöhung des Anteils der Grup- pe der Kaufsüchtigen allein ist schon bedenklich“, kommentiert Frau Prof. Dr. Lucia Reisch von der Zeppelin Universität, „im Zusammenhang mit ei- ner gleichzeitigen Erhöhung derjenigen, die ein kompensatorisches Kaufverhalten aufweisen, ist dies ein alarmierendes Signal.“ Als kompensatorische Konsumenten werden solche bezeichnet, die zwar nicht als „kaufsüchtig“ oder stark kaufsuchtgefährdet einzustufen sind, jedoch eine deutliche Tendenz hin zur „Kaufsucht“ auf- weisen. Viele dieser Konsumenten konsumieren, um damit emotionale Defizite auszugleichen. Nachdem der Prozentsatz der Personen, die ein kompensato- risches Kaufverhalten aufweisen, 2011 von 12,3 % auf 9,7 % abgesunken war, ist dieser Prozentsatz im Jahr 2012 auf einen Wert von 14,2 % nun wieder deutlich angewachsen. Während der Gesamtanteil der vom süchtigen und kompensatorischen Kaufverhalten Betroffenen zwischen den Jahren 2010 und 2011 mit 19 % konstant blieb, erhöhte sich dieser Anteil 2012 auf rund 260%. „Dies bedeutet, dass ein Viertel der Befragten Einkäufe nicht nur zur Nutzenbefriedi- gung nutzen, sondern auch als Ausgleich für emo- tionale Probleme bis hin zum pathologischen Kauf- zwang“, berichtet Prof. Dr. Gerhard Raab. Betrachtet man Ost- und Westdeutschland separat, dann zeigt sich in der aktuellen Studie ein gleich- bleibender Anteil der „Kaufsüchtigen“ für West- deutschland von 9,8 % im Jahr 2012. In Ostdeutsch- land hingegen ist ein deutlicher Anstieg von 5,9 % im Jahr 2011 auf 19,2 % zu verzeichnen. Nachdem sich im Jahr 2011 betroffene Männer mit 9,0 % und betroffene Frauen mit 9,3 % in etwa auf einem Niveau befanden, sind Frauen vom Phäno- men der „Kaufsucht“ 2012 wieder stärker betroffen als Männer. Die Betroffenheit beider Geschlechter steigt. Die Zahl der betroffenen Männer erhöht sich auf 10,9 %, die der betroffenen Frauen auf 12,1 %. Der Zusammenhang zwischen dem Alter und einer Tendenz zum unkontrollierten und pathologischen Kaufverhalten ist im Übrigen negativ. Dies bedeu- tet, dass insbesondere jüngere Menschen betroffen sind und verdeutlicht, wie wichtig die Förderung der

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