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tn_spektrum15.pdf

5 Titel der Zukunft Heute sind sich die Forscher ei- nig, dass die beste Möglichkeit der Prognose der sogenannte „Kom- binierte Forecast“ ist. Er ist ein wunderbares Beispiel dafür, dass Wissenschaftler äußerst pragma- tisch sein können. Sie empfehlen je Fall die Anwendung von min- destens fünf unterschiedlichen der über 30 Methoden. Der Mit- telwert der jeweiligen Ergebnisse ist dann die Prognose und tatsäch- lich: Die Qualität, also die Schätz- „Prognosen sind schwierig, soweit sie die Zukunft betreffen“, heißt es. Kartenlegen freilich bietet keinen Ausweg aus diesem Dilemma. genauigkeit, wird signifikant ver- bessert (Silver, 2012, S. 197-198). Und es kommt noch dicker: Die manuelle „Nachjustierung“ so- wohl von Vergangenheitsdaten, die in die Berechnung einbezogen werden sollen, als auch der resul- tierenden Prognosewerte, verbes- sert die Qualität noch einmal um circa 15 % (ebd.). Doch geht es hier selbstverständlich nicht um willkürliches Herumschrauben an den Zahlen, so lange, bis das gewünschte Ziel als Prognose auf dem Papier steht. Genau das ist in der betrieblichen Praxis oft genug zu beobachten und so wird die Prognose zu einer Rechtfertigung, einem Scheinbeweis dessen, was so- wieso als Ziel anvisiert wurde. Stattdessen unterliegen die Auswahl der Methoden, die Art der Mittelwertbil- dung und die Adjustage genauen Regeln. Die qualitative Prognose Diesen Methoden liegt keine Formelanalytik zugrun- de. Hier geht es vielmehr um Einschätzungen, Ver- mutungen und Annahmen von Experten. Solche Experten können Fachleute sein, „alte Hasen“, Vor- gesetzte oder Berater. Die Gefahr ist, dass nun das prognostiziert wird, was in den eigenen Kram passt. Doch viel kritischer sind unbewusste Wahrnehmungs- verzerrungen, denen wir ausnahmslos alle unterliegen (Kahneman & Tversky, 1973). Um dies zu vermeiden, bedienen wir uns definierter Vorgehensmodelle, und das vielleicht bekannteste ist die Delphi-Methode. Die quantitative Prognose Wenn brauchbare Vergangenheitswerte vorliegen, zum Beispiel Vertragsabschlüsse in den letzten zehn Quartalen, kann eine solche Zeitreihe in die Zukunft fortgeschrieben werden. Die Grundannahme ist, dass sich der Verlauf der Werte in der Vergangenheit auch in der Zukunft fortsetzt. Das ist bei sehr vielen zu prognostizierenden Zeitreihen auch so, jedenfalls immer dann, wenn keine nennenswerten Verände- rungen der Rahmenbedingungen zu erwarten sind. Und hier liegt der Hase im Pfeffer: Verändert sich wirklich nichts? Wie wirkt sich diese oder jene Maß- nahme aus? Hat der Wettbewerber nicht etwas vor? Die pragmatische Lösung ist meist, Ergebnisse von Zeitreihenanalysen einer Adjustierung durch Exper- ten zu unterziehen. Es entstehen mehrere Zeitreihen nebeneinander, und wenn wir sauber gearbeitet ha- ben, liegt die Wahrheit – wie so oft – in der Mitte. Was hat es mit „Schwarzen Schwänen“ auf sich? Kein Beitrag über Prognosen ohne dieses Schlag- wort. N. N. Taleb beschreibt in seinem Buch „Die Macht höchst unwahrscheinlicher Ereignisse“, wie verheerend sich Ereignisse auswirken können, de- ren Eintrittswahrscheinlichkeit wir als sehr gering einschätzen, aber deren Auswirkungen gleichzeitig existentielle Ausmaße erreichen. Seine Betrachtun-

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